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Brief vom 8. April 1704

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


528.


[071]
Marly den 8. April 1704.
… Mylord Raby[1] seine resverie ist gar possirlich, die gräffin von Warttenberg[2] aber hatt ursach, böß drüber zu sein, hatt auch zu förchten, daß in seiner resveri noch mehr particularittetten hervor kommen mögen, die, wie man hir im sprichwort sagt, nicht à son honneur et gloire gereichen mögten… In St. Germain ist mir neülich ein unglück begegnet, denn ich hette mir schir met verlöff met verlöff den gantzen hinderbacken auffgeschnitten: es kame mir eine gar groß noht ahn, wie ich von St. Germain weg wolt, ging zum garçon du chasteau, meinte eine chaisse dort zu finden, es war aber keine dar, so sauber; man brachte mir einen irdenen cammerpot, den setzte ich auff einen strohstuhl. Wie ich in der besten arbeitt war, brach der cammerpott; zu allem glück erhilt ich mich ahn einer taffel, were sonst woll weich, aber schmutzig gefahlen undt man hette mitt warheit sagen können, daß meine reiß mitt einem dreck were besigelt worden. Were ich auch nicht geschwindt auffgesprungen, hetten mich die scherffen greülich zerschnitten. Diß ist eine schöne historie undt würdig, von einem minister d’estat[3] geleßen zu werden; ich mögte wißen, ob er dießes dem König auch raportiren wirdt, denn die staadtssachen werden übel gehen, wenn der König dießes nicht erfährt…
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 8. April 1704 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 71
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0528.html
Änderungsstand:
Tintenfass