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Brief vom 21. April 1704

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


530.


[073]
Versaille den 21. April 1704.
… Ich meinte, Herrnhaußen were E. L. wittum undt daß man dar nichts thun könte außer Dero befehl. Ich habe jetzt gar kein hauß mehr alß mein wittumb, das alte schloß von Montargis; das ist aber 3 oder 4 tagreiß von hir. Ginge ich dorthin, ließe man mich stecken undt müste in dem schloß gar ein langweilliges leben wie ein landtdame führen ohne consideration oder nichts; das stehet mir nicht ahn, will lieber hir fort schlendern, ob ich zwar nicht in das allerheylige komme, noch von den außerwehlten bin… Ich hoffe, daß, wenn die begräbnuß von hertzog Anthon Ulrichs gemahlin[1] vorbey sein wirdt, so werden I. L. das endt von der römischen Octavia trucken undt gantz verfertigen laßen; es werden woll auch schöne beschreibungen von dem schönen begräbnuß, so 100 000 thaller kost, gemacht werden. Dießer hertzog jammert mich, so betrübt zu sein, weillen er aber, [074] wie Bonrespos[2] sagt, nach Hollandt will, so hoffe ich, daß die betrübtnuß keinen bestandt haben wirdt… Ich habe mich amusirt, einen von meinen hündinen ins kindtbett kommen zu sehen; sie hatt in einer halben stundt zwey jungen schon bekommen; mons. Tittie, so noch nicht 25 mont alt ist, hatt nun schon 32 kinder, undt diß alles ohne daß man ihm im zamen[3] geben gesagt: seydt fruchtbar undt mehret euch. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 21. April 1704 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 73–74
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0530.html
Änderungsstand:
Tintenfass