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Versaille den 27. May 1704.
… E. L. beschreiben mir so nett die verenderung, so man im schloß
zu Hannover gemacht hatt, daß mich deücht, daß ich es sehe: die brücke, so
man mitt einem großen thor über die Leine gemacht, wirdt so verhindern,
daß das schloß von außenwerdts nicht mehr so clösterisch außsicht. Ich
würde mich aber gantz drinen verliehren, denn außer die kirch muß alles
geendert sein… Alles was ma tante die fraw abtißin
[1] E. L. gesagt, ist gar
wahr, alles wirdt falsch gemacht, allein E. L. haben groß recht: einen falschen
hintern habe ich gar nicht von nöhten, ich wolte, daß ich denen, so so gern
ein cûs de Paris haben wollen, von dem meinen mittheillen könte, es bliebe
mir noch genung, wenn ich gleich die helffte darvon weg geben hette; bauch
undt hindern habe ich gar zu groß. Ich muß gestehen, ich habe recht von
hertzen gelacht über was E. L., umb die fraw von Kilmanseck
[2] zu
entschuldigen, gesagt haben; ich glaube aber, sie were lieber ohne entschuldigt
geblieben, dieße ist weniger zu entschuldigen, alß die hießigen damen, weillen
sie zu leben weiß. Wie hatt das die freüllen Pelnitz
[3] außgestanden, daß
dieße so die favorittin agirt? Denn ordinari so können sich zwey, so
dießelbe pretentionen haben, wenig vertragen, oder es ist vielleicht nur eine
faveur geweßen. Ich habe I. L. den Churfürsten von Braunsweig
[4] hir
mitt seiner truckenen undt ein wenig spottischen minen gesehen undt nie das
geringste noch indifferenteste wordt auß I. L. kriegen können, so sehr ich
mich auch drumb bemühte; daß I. L. so gerecht sein, ist doch viel, denn wenn
die, so zu befehlen haben, gerecht sein, so kompt man doch zu recht, wie sie
auch sonsten sein mögen… Die gütter von der hertzogin von Zel werden,
wie ich glaube, ihr nicht zwey kleyder zu wegen bringen können…