Seitenbanner

Brief vom 20. September 1704

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


546.


[087]
Fontainebleau den 20. Septemb. 1704.
… Von der seeschlagt wird man E. L. nicht so viel relationen schicken alß von der von Hochstät, denn unßer admiral hatts schön gemacht undt eine große bataille navale gewunnen. Der viceadmiral ist in die lufft gesprungen, ich glaube von den Engländern, undt noch ein ander schiff ist zu grunde gangen; das wirdt man nicht zu Hameln singen. Hir ist man noch zu betrübt, zu singen, undt es ist noch kein eintzig liedt auff mr. de Tallart gemacht worden, ob er es zwar mehr alß ein ander meritirt. … Marilliac[1] ist der erste geweßen, so geblieben ist… La Valliere[2] hatt nichts in seiner gefängnuß verlohren, denn der König hatt ihm die charge geben, so der letztgebliebne mr. de Verue[3] gehabt undt welche le commissaire general de la cavallerie ist; er ist geschwisterkindt mitt der printzes de Conti, undt von allen ihren vettern der, den sie ahm liebsten hatt, undt darneben des marechals duc de Noailles dochterman, also ist die faveur auff allen seytten bey ihm… Man hatt nichts anderst von des marechals de Tallars entschuldigung sagen hören alß daß die cavallerie sich nicht woll gehalten hatt. Man helt Rolland[4] hir noch vor todt undt viele brieffe habens confirmirt. Ich habe erst, seyder ich zu Marly geweßen, erfahren, daß Cavallerie[5] den König zu Versaille gesehen, undt hette Dibagnet, der concierge vom palais Royal, nicht ohngefehr mitt ihm geßen, wuste ich es auch noch nicht; niemandt hatt es zu Versaille erfahren; es ist gar gewiß, daß er fanatique ist. Ich glaube nicht, daß Villars die sach zu endt bringt, er ist zu romanesque darzu. … Der generalmajor Derville[6] wirdt den himmel durch seine charitet ahn die gefangene gewinnen; ich habe gleich woll gedacht, daß es nicht wahr were, daß man die gefangene übel tractirt; sie loben sich sehr itzunder, aber nicht vom printz Ugene, der soll seine landtsleütte ahm härtsten tractirt haben. … Ich finde Churbayren[7] nicht gar unglücklich, wofern sein elster sohn Churprintz[8] bleibt undt der Churfürst vor allezeit das gouvernement von Flandern behelt undt zu Brussel bleibt. Man schreibet mir, daß der Churfürst von Cöln[9] zu Metz, zu sein herr bruder[10], kommen ist. …
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 20. September 1704 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 87
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0546.html
Änderungsstand:
Tintenfass