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Brief vom 20. November 1704

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


555.


[094]
Versaille den 20. November 1704.
… Dießmahl hatt die commedie, so E. L. zu Lutzenburg gehabt haben, mitt keinem heüraht geendiget, weillen ich schon auß Dero gnädigem schreiben vom 4. ersehen, daß die princes von Anspach nicht catholisch werden will, sondern wider nach Ahnspach geht. Sie thut aber woll, die sach nicht zu wagen, sobaldt I. L. so angst dabey ist undt meinen, übel zu thun. Aber, wie ich schon letztmahl gesagt, ich glaube, daß, wenn der Ertzhertzog selber sprechen könte, würde er viel scrupel benehmen, die patter Urbanus nicht heben kan, undt es würde gehen, wie man in Atis[1] singt: on ne peust refuser son coeur à de beaux yeux qui le demandent, undt wenns hertz einmahl eingenohmen ist, folgt der kopff, die handt undt alles überige gar leicht, aber den gantzen tag nur einen schwartzen pfaffen vor sich zu sehen, so von jener welt redt, die wir nicht kennen, das rührt das hertze nicht. Ich meinte nicht, daß der König in Preussen so raisonabel in seiner religion were, alß ich sehe, daß I. M. sein, durch was sie ahn die princes von Anspach gesagt haben. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 20. November 1704 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 94
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0555.html
Änderungsstand:
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