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Brief vom 29. Januar 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


561.


[097]
Marly den 29. Januari 1705.
… Ich muß E. L. verzehlen, was hir vorgeht: Sontag, wie ich hir ahnkommen, ging man gleich in die musiq; man sunge den prologue undt [098] ersten acte von Belerophon[1] biß zum nachteßen; Montags umb halb 7 kam die Königin mitt der princes von Engellandt her; der kleine König kam nicht mitt, denn weillen I. M. noch seyder Dero kranckheit nicht in die lufft gangen war, hatt man nicht wagen dürffen, ihn auff einmahl in die nachtlufft zu führen… Der bal fing umb 7 ahn; die Königin wolte aber nicht dabey sein, blieb bey mad. de Maintenon; umb 8 war die collation undt ein wenig vor 10 hörte der bal auff; ein jeder nahm einen abtritt, hernach ging man zum nachteßen; gleich nach dem eßen fuhr der englische hoff nach St. Germain undt ich nach bett. Dinstag fuhr ich nach St. Germain undt kame zu rechter zeit, denn I. M. wolten nach Challiot[2] fahren, umb etliche tage dort zu bleiben, denn es ist heütte das große fest in dem closter von St. François de Salle[3]. Ich könte woll kein groß vertrawen zu dießem heyligen haben, nachdem ich weiß, was der alte marechal de Villeroy, so dießes heyligen gutter freündt geweßen, von ihm gesagt mitt dießen wortten: mons. de Salle estoit fort mon ami, il est devenu un grand saint, mais c’estoit le plus sot homme du monde. Ich funde den kleinen König von Engellandt bey der Königin, seiner fraw mutter, sicht nun wider woll auß, ist sehr gewachsen; umb 4 kame ich wider hir. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 29. Januar 1705 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 97–98
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0561.html
Änderungsstand:
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