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Versaille den 15. Februari 1705.
Man hatt mir E. L. gnädiges schreiben vom 3. Februaris tag
auffgehalten, habe es erst gestern morgendts entpfangen; aber mein Gott mitt
welchen schmertzen undt schrecken ersehe ich E. L. unglück
[1] darin. Wolte Gott,
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ich könte waß erdencken, so E. L. trösten könte, aber in ein solch unglück
kan ich nichts anderst thun alß mich mitt E. L. zu betrüben undt mitt ihnen
weinen, denn die liebe Königin s[eelig] hatt mir allezeit so viel gnadt undt
freündtschafft erwießen, daß ich sie geliebt habe, alß wenn sie meine leibliche
schwester were. Vor E. L. selber, ja vor der s[eeligen] Königin ist es beßer,
daß E. L. sie nicht vor ihrem endt gesehen, denn sie hette nicht so ruhig
sterben können, wenn E. L. dabey geweßen weren, undt E. L. hetten dieß
abscheüliche spectacle nicht ohne sterben sehen können. Also sehen E. L. woll,
daß, ob zwar Gott der allmächtige E. L. so gar hart heimgesucht, daß er
sie, wo sie ahm entpfindlichsten waren, so zu sagen geschlagen, so will er
doch E. L. noch conserviren, weillen er verhindert, daß E. L. sich nicht bey
dießem unglück gefunden, welches E. L. doch nicht hetten wehren können,
denn, wie E. L. woll wißen, so ist jedem seine stundt gezehlet. Die liebe
s[eelige] Königin hatt es kurtz gemacht, aber I. M. haben glücklich gelebet
undt seindt ruhig undt seelig verschieden. Was gar perfect ist wie dieße
Königin war, bleibt selten lang auff erden. Diß jahr ist dieße kranckheit
gar gefährlich, viell leütte sterben dran, drumb war mir gleich bang, wie E.
L. mir schrieben, daß die liebe undt seelige Königin ein geschwer im halß
hatte. Durch die schmertzen, so ich selber entpfinde, kan ich mir leicht
einbilden, wie es deren herrn brüdern zu muhte ist; ich dachte aber nicht, daß
der Churfürst von Braunsweig so tendre weren; ich habe ihn lieber drumb,
sein gutt gemühte zu sehen. Wer solte mehr part nehmen alß ich in E. L.
betrübtnuß. Ich bin noch in todesängsten vor E. L., denn nichts ist schlimmer
vor den husten, alß viel weinen, undt das kan leyder nun nicht anderst sein.
Es ist auch beßer, daß E. L. weinen, alß wenn sie die threnen einschluckten.
Hette es bey mir stehen können, mein leben vor die liebe Königin zu laßen,
hette ich es von grundt der seelen gern gethan, denn ob E. L. zwar betrübt
über mich geweßen weren, so hette die liebe s[eelige] Königin E. L. doch baldt
trösten können, welches ich leyder nicht thun kan in dießem unglück, denn
was soll ich sagen? Daß E. L. alß eine Christin obligirt sein, vor Dero
leben zu sorgen, das wißen E. L. so woll alß ich; mir ist auch Dero hoher
geist undt standthafftiges gemühte genung bekandt, daß ich nicht zweyfflen
kan, daß sie ihr bestes thun, aber die wundt rührt das hertz undt ist zu
entpfindtlich, kan also nichts thun, alß Gott den allmächtigen bitten, E. L.
beyzustehen; er hatt die wundt geben, er kan sie allein heyllen, in deßen
schutz ich E. L. befehle.