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Brief vom 22. März 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


567.


[102]
Versaille den 22. Mertz 1705.
… Ich bin woll herrn Leibenitz meinung, daß nichts in der welt ohne verhengnuß geschicht, aber daß er sagt, daß man sich mitt geringes trösten muß, das ist schwer; mir deücht vielmehr, daß der eintzige trost von E. L. sein solle, daß sie eine so perfecte dochter gehabt haben, so von jederman admirirt ist worden, so ohne schmertzen gestorben, deren ruhm nie enden wirdt … undt daß sie glücklich gelebt hatt undt seelig gestorben ist ohne todesforcht, daß sie einen sohn hinterlaßen, so in I. M. fußstapffen tritt undt sich so sehr wirdt admiriren machen, alß seine fraw mutter. … Ich hatte woll [103] gedacht, daß hertzog Jorg Wilhelm auch von hertzen betrübt über sein niepce[1] sein solte undt also recht part in E. L. betrübnuß nehmen. Ich bin recht fro, daß sich E. L. resolvirt haben, bey dem schönen wetter außzufahren, denn die lufft, woran E. L. gewondt sein, wirdt E. L. gewiß woll bekommen. Hir darff keine witwe einen flormantel tragen, sondern nur le petit voile, undt vor seine eygene kinder trawert kein mensch in Franckreich, trawern ist ein alter brauch. Ich erinere mich noch gar woll, wie ich zu Hannover die burgersweiber habe trawern sehen mitt schleyern. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 22. März 1705 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 102–103
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0567.html
Änderungsstand:
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