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Brief vom 12. April 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


570.


[104]
Versaille den 12. April 1705.
… Nun singen E. L.[1] Cristus ist ersta ha ha handen von der marter allen, Deß wir sollen frollig sein, Gott loben undt ihm danckbar sein undt singen all halleluja halleluja. Apropo von lutherischen lieder: mein sohn, so mehr alß nie in der musiq biß über die ohren steckt, sucht jetzt alle alte baletten hervor, umb zu sehen, wie man damahlen musicirt hatt; in ein balet von Charles 7. hatt er die melodey gefunden von dem lutherischen[2] liedt: Von Gott will ich nicht laßen, denn er lest nicht von [105] mir. Ich bin versichert, daß E. L. es nicht mehr in der kirchen singen werden ohne zu gedencken, daß Sie eine entrée de balet de Charles sept singen. Mein sohn singt alle musiq à livre ouvert[3]; ich machte ihn vorgestern abendts ein recit singen von einem balet, welches Henry 3. hatt auff dem beylager von der Königin seiner gemahlin[4] schwester[5] mitt dem duc de Joyeusse[6], seinem favorit, hatt machen laßen … Die raugräffinen hatten gar zu böße opinion von meinem glauben, habe ihnen also erweißen müßen, daß ich noch eine christin bin. Es ist gar gewiß, daß ein jeder seine eygene art von glauben undt devotion hatt. Amilisse muß nicht so braff in die predigen schlaffen, wie ich, daß sie zwey nach einander hören kan; das were meine sache nicht …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 12. April 1705 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 104–105
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0570.html
Änderungsstand:
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