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Marly den 2. Augusti 1705.
… Mad
e la duchesse de Bourgogne muß wider gesundt sein, denn
sie war gestern mitt dem König auff die jagt; ich sehe sie alle tag, aber in
14 tagen sagt sie kaum ein eintzig wort, macht nur reverentzen undt sicht
mich über die axel ahn; aber mein parthie ist hirin gefast, es bekümmert
mich gar nicht, denn es thut ihr mehr schadt, alß mir, denn sie erweist
dadurch, daß sie ein ungezogen kindt ist. … Man weiß nicht mehr, wer man
ist; wenn der König spatziren geht, setzt jederman den hutt auff; geht die
duchesse de Bourgogne spatziren, hatt sie allezeit eine dame unter dem
arm, die andern gehen neben ihr her, man sicht also nicht, wer sie ist. Im
salon hir undt in der gallerie zu Trianon sitzen alle mannsleütt vor mons.
le dauphin undt die duchesse de Bourgogne; etliche liegen ihre lenge auff
den canepéen biß auff die frotteurs, die spiellen damen in derselben gallerie.
Ich habe recht mühe, mich ahn die confusion zu gewehnen; es ist
unbeschreiblich, wie alles nun ist undt gleicht gar keinem hoff mehr; man weiß
warlich nicht mehr, was es ist; das alles soll lust heißen undt man sicht
doch niemandts lustig undt man verspürt mehr boßheit alß lust. … Zu
Pirmont habe ich leydt undt freüdt gehabt, ein groß leydt, wie mad
e Trelon
[1]
zu mir kame, undt woll eine hertzliche freüde, alß wir dortten in caleschen
zum ring renten. Ich glaube, daß die princes von Allen
[2] die zeit woll
mitt verlangen erwart, wenn ihre fraw mutter zu ihr kompt. …