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Brief vom 13. September 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


585.


[116]
Marly den 13. Septembre 1705.
… Dießes beylager von E. L. enckel[1] ist woll erwünscht kommen, denn sonsten würde pattes s[eelig] todt E. L. gar trawerige gedancken undt erinerungen geben haben. Gott seye danck, daß des gethuns so groß geweßen, daß E. L. ahn nichts so traweriges haben dencken können. E. L. orangerie muß gar lang sein, daß platz vor den bal geblieben, da doch der gantze adel dort geßen hatt. Ich bin versichert, daß, wenn hertzog Jorg Wilhelm s[eelig] hette reden können, hetten I. L. selber befohlen, daß man nicht ahn seinen todt bey dem beylager dencken solte. Der Churprintz hatt woll gethan, E. L. die sorg von brauttbutz zu überlaßen, denn E. L. verstehens auff ein endt, aber die mannsleütte gar nicht. Es muß der brautt doch woll gefallen, die passion zu sehen, so ihr herr vor sie hatt, daß I. L. [117] nicht biß auff den andern tag haben wartten können, I. L. ein magnific present zu bringen. Man sicht selten ewige lieben, aber es seindt doch etliche, so lebenslang wehren. Alle Frantzosen, so zu Hannover geweßen, sagen, daß die damen ahn E. L. hoff ahm besten gekleydt sein von gantz Teütschlandt … Es muß ein saississement geweßen sein, das des hertzogs von Zel gemahlin[2] ahm weinen verhindert, denn sie thut einen großen verlust ahn ihrem herrn; des gutten hertzogs seel war so genereus undt gutt, daß es woll zu wünschen were, daß sie wider auff einen vom hauß käme undt nach mons. Helmonts[3] glauben in einen von E. L. uhrenckeln kommen mag, woran der Churprintz woll fleißig arbeytten wirdt, weillen I. L. so verliebt sein; er muß einen galanten humor haben, denn alles was sie thun seyder sie verliebt sein, ist recht galant … Mich wundert, daß hertzog Görg Wilhelm, der E. L. allezeit so hertzlich geliebt hatt, E. L. kein gedächtnuß hinterlaßen hatt. Ich habe alß gedacht, daß die hertzogin von Zel ihr leben woll mitt ihrer fraw dochter[4] zubringen wirdt. Darff sie ihre dochter nicht zu sich nach Lünenburg nehmen? Wenn die betrübtnuß vor ihren herrn groß ist undt der catholische glauben ihr so woll gefehlt, könte sie nun woll eine none werden; hatt aber doch nie kein nonenfleisch gehabt. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. September 1705 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 116–117
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0585.html
Änderungsstand:
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