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Versaille den 29.[1] Octobre 1705.
… Man sagt: man stirbt, wie man gelebt, so ist es patte s[eelig]
auch gangen; sie haben die ceremonien bey Dero leben gehast undt auch
keine nach Dero leben haben wollen. Alles was von decoration ist,
verstehen die Ittalliener beßer alß keine nation in der weldt. Daß der hertzog
seinen enckeln nichts gelaßen in seinem testament, wundert mich nicht, denn
alles was er gehabt, wirdt mitt der zeit ihnen zukommen; weillen er E. L.
aber so hertzlich geliebt, hette ich gedacht, er würde E. L. waß laßen, umb
stehts an I. L. gedencken zu können.
Das jahr ist noch nicht umb bey den neuen undt jungen eheleütten
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wir müßen sehen, ob sie hir des bischoffs von Paris „weingarten" gewinnen
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werden, bißher ist er noch nicht gefordert worden. Ich weiß nicht, ob E. L.
wißen, daß man zu Paris sagt, daß, wenn zwey neüe eheleütte das gantze
jahr, seyder sie geheüraht sein, zubringen können ohne daß es einen von
beyden ein augenblick gerewet, geheüraht zu sein, undt daß sie nicht ein
augenblick auffhören sich zu lieben, so können sie des ertzbischoffs von Paris
weingarten fordern undt solle ihnen gegeben werden; aber bißher hatt sichs
noch nicht gefunden. Gott gebe, daß E. L. enckelen es verdinnen möge undt
daß es noch lange jahre bey ihnen dawern mag … Ich dachte, patte s[eelig]
hette nur eine meutte von chiens courans gehabt; wie E. L. aber davon
sprechen, müßen I. L. mehr gehabt haben undt mehr alß drey, weillen noch
übrig sein, nachdem I. L. der Churfürst schon zwey weggeschenckt hatt, undt
ohne zweyffel werden sie woll eine meutte vor sich selber behalten haben,
denn mich deücht, sie lieben auch die jagt. Mich wundert, daß die hertzogin
von Zel ihren herrn nicht persuadirt hatt, seine heüßer verbeßern zu laßen,
insonderheit da I. L. s[eelig] den König Wilhelm drinen logirt haben. …