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Marly den 8. Novembre 1705.
… Sapho
[1] muß ja eine narin mitt aller ihrer kunst gewest sein,
weillen sie sich auß lieb für Phaon umbs leben bracht hatt; mad
lle Scuderie
[2]
wolte ihr nur, wie ich glaube, in der gelehrtheit gleichen, denn mad
lle
Scuderie ist allezeit tugendtsam gewest; die lieb von mons. Pellisson
[3] hatt sie
gantz nicht verunehrt. Das war woll ein abscheülicher mensch, er hatte ein
gantz viereckt gesicht vor näht von kinderblattern, die waren weiß auff einem
gelben grundt; er hatte die augen gantz roht eraillirt undt wie waxs in den
ecken undt zwischen den augenliedern, woran er keine haar hatte, sondern nur
wo rohe fleisch; seine naße war breydt undt die naßlöcher sehr offen, auch
voller näht von kinderblattern; die augen trieffen continuirlich; das maul
war von einem ohr zum andern, zimblich dicke, gantz weiße lefftzen, schwartze
zähn undt viel zahnlucken. E. L. sehen woll, daß mitt einem solchen gesicht
mad
lle Scuderie ohne scandale umbgehen konte; die taille war auch nicht
löblich, denn er hatt breitte schuldern undt den halß kurtz, der kopff stack
gantz in den schuldern drinen, lange schmahle fuß undt keine waden ahn den
beinen; es war ein recht monstre, hatte aber einen großen verstandt undt
war sehr gelehrt. …