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Brief vom 20. Juni 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


605.


[135]
Marly den 20. Juni 1706.
… Hette ich den Churprintzen nur einen tag unter händen, ich wollte ihm seine schuldigkeit braff lehrnen, undt solte er mich bruttallisiren, würde ich ihm meine meinung noch dichter sagen. Ich muß E. L. vertrawen, daß ich nun gar content von meinem sohn bin, er erweist mir mehr freündtschafft, alß er sein leben gethan; wenn er hir nun ist, kompt er abendts zu mir, bleibt gedultig ein par stündtger bey mir undt blaudert mitt mir. … Die relation von Barcelonne, wovor ich E. L. gehorsamen danck sage, ist just biß auff die vivacitet, so er dem Ertzhertzog gibt. Das ist gar nicht wahr met verlöff, denn ein Engländer, so mylord Russel heist undt dort ist gefangen worden undt auff des conte de Thoulouse bord geweßen, hatt verzehlt, daß man den gutten Ertzhertzog wie ein kindt tractirt hatt undt von einem keller in den andern geführt, sicher vor den bomben zu sein, undt sagt, daß er eben so kindisch alß unßer König in Spanien immer ist, setzte auch gar natürlich dazu: ne sommes nous tous pas bien sots, de nous [136] tuer pour ces deux benets de Roy. Kessel hatt woll gethan, seinem herrn mehr verstandt zu geben, alß er hatt. Mylord Galoé[1] ist noch nicht bey Madrit. Der hazard hatt viel zu Barcelonne gethan. Es ist nur zu wahr, daß die Engländer dem Ertzhertzog woll gedint haben auff allen seytten …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 20. Juni 1706 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 135–136
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0605.html
Änderungsstand:
Tintenfass