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Brief vom 7. Oktober 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


620.


[147]
Versaille den 7. Octobre 1706.
… Daß die hertzogin von Zel hofflich ist, wundert mich nicht, sie hatt ihr leben bey dem hertzog von Zel, bey E. L. undt bey oncle zubracht, da sie alle politesse undt hofflichkeit hatt lernen können. Ehe sie wider nach Zel wirdt, wirdt sie woll E. L., wie sie im hingehn gethan, wider eine visitte geben. Sie muß nicht curieux sein, wo sie den König in Schweden nicht gesehen. Ich glaube, dießer König würde sich, wenns E. L. geweßen weren, selber empressirt haben, E. L. zu sehen, denn er soll sein hauß lieben undt denen von unßerm hauß mehr höfflichkeit erweißen alß andern. … Marcin[1] hatte keine schriefftliche ordre vom König, mein sohn hatte aber eine mündtliche vom König, sich nicht gegen Marcin zu opiniatriren, hatt derowegen folgen müßen zu seinen undt des Königs selbsten unglück. Hette man mein sohns ordre gefolgt, were der feindt geschlagen undt Turin eingenohmen, denn sie hatten nicht mehr alß vor einen eintzigen tag zu leben drinen … Gestern fand ich den comte de Grammont in der gallerie, wie wir in die meß gingen, der hatte große pflaster auff der stirn; ich fragte: qu’avés vous au frond? Er andtwortete: c’est le feu de la jeunesse qui me sort du frond. Er soll nun 88 jahr alt sein; er ist noch so lustig undt lebhafft, alß er sein leben geweßen; er sicht aber nicht gar woll mehr … Ich bitte E. L. demütig, doch waß schöns undt höfflich vor mich ahn die hertzogin von Zel zu sagen; ich bin ihr recht verobligirt, mein sohns wunden beweint zu haben, wie auch vor alle gutte wünsche; zu dem vom frieden sage ich sowoll alß vor mein sohn von hertzen amen …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 7. Oktober 1706 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 147
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0620.html
Änderungsstand:
Tintenfass