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Versaille den 19. Januari 1708.
… Mein sohn ist zwar hir im landt, aber ich sehe ihn ebenso wenig
schir alß wenn er noch zu Lerida war. Es ist ein ellendt mitt dem
verliebtsein, undt das damgen ist doch nicht schön. Der krieg stehet meinem
sohn beßer, alß Paris, umb es poetisch zu geben, wie E. L. die lorberen
außtheillen, kan man sagen, daß die mirthen zu Paris die lorberen von
Lerida verdunckelen. Lassé
[1] sagte mir, es were abscheülich, wie viel gelt
der duc de Malbouroug von den armen gefangen officiren [genommen] hatt.
Ich habe den landtgraffen von Homburg mitt dem holtzern bein
[2] vor etliche
jahren hir gesehen; ich glaube, seine letzte gemahlin war unßers graff von
Leiningen, graff Hantzlutz, wittib; seine printzen seindt zu beklagen, weillen
er alles verdistillirt hatt. Mein sohn hatt auch große inclination zum
distilliren … Kein mensch kan begreiffen, warumb der König in Preussen
seinem enckel den nahmen von Oranien geben hatt
[3]; jederman lacht drüber …
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Man sagt zu Strasburg, der König in Schweden wolle sich der hertzogin
von Wirttenberg ahnnehmen undt mitt einer armée kommen, den hertzog zu
zwingen, seine gemahlin undt sohn wider zu nehmen, undt die metres
wegjagen. Es were nicht übel gethan, wenn man dießem hertzog undt seinen
favoritten ein wenig mores lehrnte, sie seindt gar zu doll. Mich deücht, es
were schimpfflich vor den Keyßer, wenn der König in Schweden dieße sach
schlichten solte. Wenn E. L. wißen wollen, warumb milord Marlbouroug
sein wordt nicht helt, so ist es, weillen Lassé arm ist undt ihm nichts
spendiren kan. Er hatt keinem eintzigen officier geholffen ohne presenten; sie
habens Lassés vatter gesagt: alle haben ihm spendiren müßen. Das deücht
mir gar nicht heroisch undt die kargheit ist ein heßlicher fehler. …