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Brief vom 2. September 1708

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


668.


[188]
Versaille den 2. September 1708.
… Der duc de Bourgogne, zu dem sich der duc de Berwick geschlagen, ist nun in vollem march, Lisle zu entsetzen[1]. Gott gebe, daß es woll ablauffen möge; geht es aber übel ab, werde ich nichts davon erfahren, alß durch E. L. Es ist wahr, daß viel gefangene von Oudenarde nach Fontainebleau gekommen sein, aber weillen man hir nicht will, daß man von der sachen spricht, habe ich nicht viel fragen dörffen … Es ist mir recht leydt wegen E. L. beyde enckeln, daß der König in Preüssen die thorheit thun will, sich wider zu heürahten. Darauß sicht man woll, daß kein glück in dießer weldt beständig sein kan. Mich wundert, daß die rähte vom König in Preüssen sich nicht übergeben haben, eine so wüste vertauung zu sehen. Der gutte König ist doch schon nahe bey seine 52 jahren, da fürchte ich, daß das grüne nicht woll bey stehen wirdt; ich glaube, daß er sich schämbt, E. L. davon zu schreiben[2] … Der König in Preüssen muß ein gar magnifikes [189] beylager halten wollen, aber wie ich alleweill auß E. L. gnädiges schreiben gesehen, so wirdt man ihm den tantz woll geigen konnen:
Solt die braut ein jungfer sein, das nehm mich ewig wunder; Die reüe wirdt da nicht fehlen; er wirdt meinen, es seye seiner unterthanen flug. Ich glaube, daß die lust, dieße ceremonien zu sehen, bey E. L. enckeln schlegt sein. Colbe [Wartenberg] undt seine fraw müßen nicht mehr in gnaden sein, weillen man ihnen dießen handel heim[3] gehalten hatt. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 2. September 1708 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 188–189
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0668.html
Änderungsstand:
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