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Brief vom 27. April 1710

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


725.


[246]
Versaille den 27. Aprill 1710.
… Unßer König in Spanien ist sehr von seinen unterthanen geliebt, sie werden ihn nicht verlaßen biß auff die extremitet. Von König, seinem großherrvatter, hatt er keine hülff, alles ist auff seiner undt seiner eygenen unterthanen eygenen kosten. Man hatt warlich groß unrecht, zu glauben, daß unßer König den frieden nicht will. Man muß so zum auffruhr geneigt sein, wie die Engländer es sein, umb durch eine predigt[1] revoltiren können; aber in dem landt seindt sie herklig, wenn sie nur die geringste gelegenheit dazu finden.
Den dialogue, so der feltzeugmeister Sumerfelt[2] mitt dem jesuwitter auff des gutten hertzogs conversion gehalten, ist recht poßirlich[3] … Neüe [247] medaille seindt hir rarer, alß die antiquen, denn deren finde ich viel zu Paris. Hette mich mein schelm der tresorier Davous[4] nicht so abscheülich bestollen undt 50 000 thaller verliehren machen, könte ich medaillen genung von golt bekommen, nun aber kan ich nur 5 oder 6 auff einmahl haben, kan doch alle monat mein cabinet so vermehren. Erstlich hatte ich nur 160, nun habe ich 511, hoffe also mitt der zeit doch ein schön cabinet mitt raren medaillen zu haben.
Die Königin Anne muß wie E. L. gefunden haben, daß Schacheforel[5] keine straff meritirt, denn ich finde, daß man ihm gar eine sanffte straff aufferlegt hatt. Ich glaube nicht, daß ein landt in der weldt ist, wo man so offt undt leicht revoltirt, alß in Engellandt. Die Teütschen lieben ihre herrn mehr, alß die andern nationen; die Frantzoßen sagen undt singen gern allerhandt medissance von ihren Königen, aber sie laßen dieße doch gewehren wie sie wollen …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 27. April 1710 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 246–247
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0725.html
Änderungsstand:
Tintenfass