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Brief vom 13. November 1710

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


739.


[258]
Marly den 13. November 1710.
… Der dorffpfaff[1] jammert mich, daß ihm so bang bey der sach war. Hatt er denn nicht zu hertzog Jorg Wilhelms zeit gepredigt, daß ihm die sach so neü ist? E. L. wirdt er woll nichts lehren, ist auch nur vor die bawern geschaffen. Ich muß doch über E. L. reflection lachen: solche predigten sein gutt zum schlaff!
Das ist der frantzosche weiber naredey, allezeit in dunckele örter stecken zu wollen; made de Maintenon macht man rechte nische, wo sie hingeht, umb sich gleich hinein zu (?); es ist wie ein klein lotterbett, worumb man mitt brettern, so woll schließen, wie ein heüßgen herumb macht, wie ein pavillon; die duchesse de Bourgogne hatt auch eine nische, undt die princesse de Conti. Ich erstickte, wenn ich darin sitzen oder liegen müste; ich sehe gern die helle liebe sonne. Die hertzogin von Zelle[2] könte sich auch woll eine nische machen laßen wie made de Maintenon, umb ohne lufft zu sein; sie werden aber nicht gewahr, daß dieß eben ursach ist, daß ihnen die lufft ungesundt wirdt, denn sie seindt der lufft nicht mehr gewondt; ich bin gantz contraire, ist es ein augenblick schön wetter, mache ich alle meine fenster auff. Es ist kein wunder mitt dem leben, das die hertzogin von Zelle führt, daß sie schwindel hatt, das kan nicht anderst sein. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. November 1710 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 258
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0739.html
Änderungsstand:
Tintenfass