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Brief vom 18. Juni 1711

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


762.


[278]
Marly den 18. Juni 1711.
… Ich weiß woll, warumb das hauß Ostereich seine verwanten so lieb hatt, es ist, weillen sie keine bastard haben, also felt alle lieb auff die legitimen undt leydt keine theylung, wo aber bastard vorhanden, sucht man nur deren erhöhungen undt haßt die, so naturlicher vor die bastert gehen müßen.
Wenn ichs sagen darff, so kompt mir tabackdrincken in ceremonien alber vor. Ich hoffe, der König in Preüssen wirdt noch endtlich mitt ceremonien purgiren. Es müßen viel schwachheitten bey dießem herrn regiren. Daß er von die verstorbene Königin[1] noch spricht undt dieße[2] veracht, das ist weder obligant vor eine noch vor andere denn hatt er die erste geliebt, worumb nimbt er die zweyte? undt nachdem er die zweyte genohmen, veracht er sie wieder; es muß haut et bas bey dießem herrn sein. Die Königin in Preüssen mag woll quietistin sein; dieß nicht gern zu haben, darin hatt der König kein unrecht, denn das geht zu weit in den text.
In den gazetten stehet, daß der König in Preüssen übel zufrieden auß Hollandt gezogen, daß sie ihm keine justice in seiner erbschafft[3] thun wollen. Alle devotten seindt kritlich; es wundert mich also nicht, daß die Königin in Preüssen auch wunderlich ist; das wirdt der Pirmonter brunen nicht abnehmen können …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 18. Juni 1711 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 278
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0762.html
Änderungsstand:
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