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Brief vom 12. August 1711

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


767.


[282]
Fontainebleau den 12. Augusti 1711.
… Herr von Leibenitz buch[1] wirdt woll, wie ich glaube, zu Franckfort zu bekommen sein; ich will Louise bitten, mir es suchen zu laßen undt zu schicken. Mein sohn ist sehr curieux, neüe bücher zu leßen, der herr von Leibenitz wirdt ihm einen großen gefahlen thun, sein buch zu schicken. Ich schicke E. L. hirbey etwaß, so mons. Leibnitz curieux zu sehen wirdt sein: man hatt in Nostre dame, wie man gegraben, umb einen neüen altar zu machen, viel stein mitt figuren gefunden, so zu Tiberius zeitten gemacht worden zu seinen ehren von die schiffleütte zu Paris[2]. Alle curieusen lauffen, es zu sehen undt die von der academie schreiben drauff.
Ich muß E. L. noch ein historgen verzehlen, so mir mein sohn vorgestern verzehlt. Es ist eine dame, so man made de l’Espinay heist undt made Do[3] ihre dochter ist; selbige ist sehr in faveur bey made la dauphine wie auch bey made d’Orleans; man heist sie nicht anderst alß Dubois. Umb die warheit zu sagen, so findt ich die Dubois weder artig noch ahngenehm. Wir sprachen vorgestern von ihr undt ich fragte meinen sohn, was denn Dubois ahn sich hette, daß man sie so poßirlich findt undt überall haben wolle. Er antwortete, daß ich sie nie poßirlich gesehen hette, denn sie were erst poßirlich, wenn man ihr ein par gläßger wein hette drincken machen, alßdan sagt sie alles was ihr in kopff kompt; zum exempel sagt mein sohn, man hette vor etlichen tagen vor Dubois sehr ernstlich von den martirern gesprochen, welche abscheüliche quallen man ihnen hette außstehen [283] machen; daß man etliche mitt eyßerne zacken zerißen hette, andere hette man durch wilde thieren freßen laßen, eine andere hette man durch gantze legionen violiren machen. Die Dubois, so biß dahin nicht gesprochen hatte, fengt auff einmahl ahn zu sagen: tenés, j’aimerois mieux ce suplice que d’estre mangé par des bestes sauvages pourveu que je n’en mourusse pas, que cela fust bien agreable à Dieu et qu’ils fussent tous bien propres. E. L. können leicht gedencken, welch ein gelächter das geben hatt; das seindt die gentilessen von Dubois; sie sicht recht einer weißen geiß gleich …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 12. August 1711 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 282–283
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0767.html
Änderungsstand:
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