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Brief vom 10. November 1712

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


807.


[322]
Marly den 10. November [1712].
… E. L. sehen nun woll, daß ich die arme printzes von Wolffenbüttel[1] nicht umbsonst beklagt habe, sie kan mitt dießem herrn[2] ohnmöglich glücklich sein; allem ansehen nach wirdt die printzes Anthoinette[3], so den printz von Bevern geheüraht, die glücklichste sein von den drey schwestern, wenn wahr ist was man mir vom jetzigen Keyßer gesagt hatt … Es wirdt gar kein hoff mehr gehalten; von 7 biß 10 spilt man bey mad. la duchesse de Bery; wer nicht spilt, geht nicht hin; den König sicht le publiq von damen nur abents ahn taffel, aber die mannsleütte sehen den König offt, mittags, abendts, in der meß undt wenn I. M. außfahren. Sie sprechen aber mitt wenig leütten; also wenn der König mir nicht erlaubt hette, in den cabinet zu gehen, hette ich I. M. nie sprechen können. Uhraltmutter sein ist ein schlechter spaß, man hatt allezeit seine kinder lieb. Des Königs leben haben wir alle höher hir von nöhten, alß E. L. gedencken können, sonsten ginge alles drunter undt drüber, denn nirgendts ist weder freündtschafft noch vertrawen, so nahe man einander auch sein mag. Der König ist der, so von seinem gantzen hauß noch das beste gemühte hatt.
[323] Ich gestehe, ich mögte gern noch einmahl eine teütsche commedie mitt pickelharing sehen, braunen kohl, gutt sauerkraut undt rindtfleisch mitt merrettich; ich bin gewiß, wenn ich were, wo man das zuricht, würde es mir beßer bekommen alß alle ordonantzen von den docktoren …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 10. November 1712 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 322–323
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0807.html
Änderungsstand:
Tintenfass