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Brief vom 12. Februar 1713

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


812.


[326]
Versaille den 12. Februari 1713.
… Mons. Pelnitz[1] ist noch nicht in dinsten hir, ich zweyffle, daß es ahngeht. Er hette gern gelt bey mir undt meinen leütten gelehnt, aber ich habe beydes abgeschlagen, ich habe selber kein gelt nun, undt solte ich meinen leütten befehlen, ihm gelt zu lehnen, müste ich gutt davor sprechen undt Gott weiß, wie hoch er es bringen mögte, denn einem spieller ist gar nicht zu trawen. Er pretendirt nicht, von religion zu endern, sondern in ein regiment zu sein, so voller lutherischen undt reformirten ist. Mir ist es frembt vorkommen, daß er krigsdinst sucht, da man so starck vom frieden spricht, ich habe es ihm selber vorgehalten, er sagt aber, daß er in so große ungnaden bey dem cronprintzen ist, daß er nicht dencken dörffte, ahm preussischen hoff zu bleiben. Außer die lieb vom vatterlandt sonsten finde ich mylord Marlbouroug glücklicher zu Franckfort alß zu Londen, hatt kein caprice dort zu folgen. Daß er auß seinem vatterlandt banisirt ist, geschicht, wie ich glaube, zur straff, daß er seinen gutten herrn verrahten, der reichtum aber, so er hatt, ist die recompens von seinen schönnen kriegsthaten; also ist [327] der himmel allezeit gerecht. Vom duc Dormont[2] höre ich viel guts sagen; ob er zwar nicht opulent ist, wirdt ihn seine eygene generositet contentiren … Man muß die rechte warheit sagen, die Engländer seindt doch freche undt impertinente leütte; Gott bewahre unß, daß E. L. in solche handen fallen mögen …
Daß der Czaarwitz seine gemahlin nicht zu Braunsweig abgeholt hatt, wo ist dan die große liebe? Die Czarowitzin hette woll ahn ihren schwigerherrvatter ein par wordt von ihrer reiße sagen können[3] … Ich zweyffle nicht, daß die Keyßerin Amelie[4] fro wirdt gewest sein, herrn Leibenitz zu [sehen]; in der frembte sicht man gern seine alte bekanten. Die Keyßerin hatt mir viel amitiés sagen laßen durch ihre fraw mutter[5], das hatt mich recht touchirt. Man kan nicht beßer noch artiger schreiben, alß herr Leibenitz thut. Ragotzqui hatt königliche minen, scheindt aber ein wenig reveux undt trawerig zu sein …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 12. Februar 1713 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 326–327
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0812.html
Änderungsstand:
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