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Versaille den 25. Januari 1714.
… E. L. werden in des hertzogs von Braunsweig letzten brieff, so
I. L. mir geschrieben, ersehen haben, daß I. L. die zeittung auch gehört hatt,
daß der König in Preüssen, sobaldt der generalfrieden gemacht würde sein,
wolten I. M. selbfünff in Franckreich eine reiße thun, so daß es mich bang
gemacht hatt. Hetten I. M. lust, eine solche tour de jeunesse, umb nicht
thorheit zu sagen, zu thun, würden sie die sach heimblich vor E. L. halten,
denn sie können woll gar leicht gedencken, daß E. L. eine solche reiß gar
nicht aprobiren würden, wie es denn auch nicht möglich ist, daß E. L. eine
solche reiße aprobiren könten. Die gräffin von Warttenberg fengt nun ahn,
höfflicher zu reden undt waßer in ihren wein zu thun, denn sie sagt jetzt,
daß sie expres in Franckreich kommen, den König zu sehen, denn sie hette
den Keyßer undt viel Könige gesehen, undt weillen unßer König der gröste
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von allen seye, so komme sie expres, I. M. zu sehen. Mitt dießem discours
hette sie ahnfangen sollen, er kompt ein wenig spät. Alle die, so diße gräffin
sehen, verwundern sich über den großen credit, so sie zu Berlin gehabt hatt
[1].
Mich verlangt zu sehen, ob der König in Schweden den krieg wieder
ahnfangen wirdt. Je mehr E. L. mir sagen, wie lieb der Czaar sie hatt, je mehr
machen E. L., daß ich den Czaar lieb habe; vanitet kan das E. L. nicht
geben, sie seindts zu gewondt, großen Königen zu gefahlen, dem unßerigen
gefiellen E. L. ja auch. Der Keyßer
[2] muß nicht ignorant [sein], weillen
I. K. M. so viel von herr Leibnitz halten, das gibt mir gutte opinion vom
Keyßer. Es wundert mich, daß mons. Leibenitz E. L. von Wien frantzösch
schreibt …