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Brief vom 29. März 1714

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


832.


[344]
Versaille den 29. Mertz 1714.
… Ich halte, wie ich die Englander sehe, so ist wenig auff ihre freündtschafft zu bawen, sie mögen toris oder wighs sein: auff das überige sage nichts, muß doch nur das sagen, daß, wenn man meinen raht wolte folgen, würde alles in ruhen sein undt niemandts geplagt werden, ein jeder machts wie er es versteht. Der König spricht kein eintzig wordt; vor dießem war es nicht so, aber man macht den König alle tag argwöhnischer. Ich halte viel von unßern teütschen maniren: das eßen getheyet beßer, wenn man lustig dabey ist.
Der gutte hertzog von Braunsweig[1] redt mitt solchen freüden undt trost von dem todt, alß wenn es gantz waß artiges undt lustiges were. Ich weiß woll, daß es eine sache ist, so nicht zu hindern stehet undt daß, wenn man raisonabel ist, man woll sein parthey nehmen muß, aber eine lust drin zu nehmen, das kan ich nicht begreiffen. I. L. der hertzog schreiben mir auch, daß sie die reiß nach Achen thun wollen, wenn die große reiß von jener welt I. L. nicht dran verhindert. Sie schreiben mir auch, daß die Octavia[2] itzunder auff Ostern fertig sein solle; dieße Octavia ist schön teütsch undt gar woll geschrieben. Ich bin nicht allein, die dießen roman gern ließet, graff Schlieben hatt schon die 5 tomes in gar kurtzer zeit außgeleßen …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 29. März 1714 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 344
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0832.html
Änderungsstand:
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