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Brief vom 15. Juni 1714

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


837.


[349]
Rambouillet den 15. Juni 1714.
Es ist mir so bang, nicht zeit genung zu finden, auff E. L. gnädiges schreiben zu andtwortten, so ich hir entpfangen vom 4. dießes monts … Es ist gar gewiß, daß die princess des Ursins mehr authoritet in Spanien hatt, alß der König, undt mögte ihm woll geschehen wie seinem großherrvatter Louis XIII., der fragte ahn einen von seinen courtisans: est il vray que tu es chassé de la cour? Der ander andtworte gar recht: Sire, j’espere que non, puisque vous n’en savés rien. Aber so gehts dort auch. Ich betriege mich, es war des Königs in Spanien uhraltherrvatter … Ein herr von 30 jahren ist doch kein kindt mehr, umb von einer frawen gewahrt zu werden.
Hir hatts nicht gelautt alß wenn die fürsten dem Keyßer volmacht geben, des reichs frieden zu machen, sondern es lautte alß wenn der Keyßer durch authoritet dazu bringen solte, den frieden zu machen, wie es ihm beliebt, undt das hatt mich choquirt. Vor E. L. gnädige wünsche sage ich gehorsamen danck; wenn man alle jahr ein jahr ablegen [könte], müste man endtlich wider ein kindt werden. So lang E. L. leben undt gesundt sein, werde ich [350] meines lebens nicht satt werden. Zu sehen, wie der gutte hertzog von Braunsweig gestorben, scheindt es, daß er wie die altvätter des lebens satt war … Ich sage gehorsamen danck vor die moscowittische relation, finde sie recht artig undt gutt frantzösch, bitte demütigst, mir die gnade zu thun, alle die zu schicken, so E. L. entpfangen werden, denn ich divertire meinen sohn recht mitt, der resident[1] schreibt recht woll[2].[3]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 15. Juni 1714 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 349–350
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0837.html
Änderungsstand:
Tintenfass