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Brief vom 6. Juli 1673

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Anna Katharina v. Harling, geb. v. Uffeln


22.


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St. Clou[d] den 6. Julli 1673.
… Ich habe woll nicht anders gedacht alß daß ihr gar fro werdt gewest sein uber der zeittung von meiner glücklichen niderkunfft mit einem sohn[1], denn wie ich allezeit wie ewer kint gewest bin, also muß mein lieb fraw von Harling itzunder sein alß wan sie ein enckelgen bekommen hette. Vor alle gutte wünsche, so ihr dißem meinem kleinen wie auch mir thut, bedancke ich euch gar sehr; sobaldt er abgemahlt wirdt werden, solt ihr ein [023] contrefait bekohmen; ich hoffe aber, daß ihr ihn selber noch woll einmahl sehn werdet, undt wünsche, daß ihr nicht allein dißen, sondern so viel kintskint, alß ihr ihm wünschet, noch sehn undt mit gesundtheit erleben möget. Es ist ein frischer gesunder gesell gottlob, hat noch kein eintzigen anstoß gehabt, seyter er gebohren. Ich bins woll gewar geworden, wie groß undt starck er ist; bin in allem 16 stundt in kintsnöhten geweßen undt 5 in den gar großen schmertzen, welche so abscheülich waren, daß ich keinen augenblick rast hatte biß diß bürschel endtlich hervor kam. Der kleine Harling besucht ihn gar fleißig; ich habe ihm weiß gemacht, er müste meinem kleinen teütsch lernen; das glaubt er vestiglich. Ich hoffe, ihr werdet nunmehr meine brieffe mit Mr. Hammerstein entpfangen haben, die ich zwey tag vor meiner niderkunft geschriben, wie auch ein brieff vom kleinen Harling, welchen er auf meiner taffel bey mir geschriben; ihr werdet darauß den gantzen verlauf von seiner ahnkunft sehn undt wie es ihm hir geht. Ich bitt, doch ahn Mons. Harling neben meinem gruß [zu] sagen, daß ich ihm hette antworten wollen auf sein schreiben, aber das junge rauschenblattenknechtgen, so nun erst gebohren, hat mich rauschenblattenknechtgen dran verhindert, doch versichere ich ihm hiemit, daß ich den kleinen Harling gar lieb habe undt so viel sorge vor ihn haben will, alß ich kan. Ich bitte auch, meine lieb fraw von Harling wolle auch meine demütigste dancksagung undt compliment aufs beste bey oncle verrichten, denn ich kan gar keine nicht machen, wie ihr wohl wist; doch kan oncle undt tante woll versichert sein, daß sie keine trewere dinnerin haben, alß ihre Liselotte.
Waß soll ich nun weiter sagen, neües weiß ich eben nichts, alß daß Mastrich ubergangen[2], undt das werdet ihr woll schon wißen. Ich habe alß gehofft, wan Mastrich eingenohmen sey, so werde Monsieur wider herkommen, aber nun höre ich nichts mehr davon, welches mir nicht allerdings gefelt. Unterdeßen vertreib ich meine zeit mit kinder zu spillen von allerley alter, alß da ist mein kleiner [?], seine zwey schwestern, davon die eine 11 jahr, die andre 4 alt ist; hernach hab ich den kleinen Harling wie auch itzunder Carllutzgen[3], so vor etlich tagen von Heydelberg herkommen ist mit baron Max von Degenfelt[4], welcher mir von papa geschickt ist worden. Das ist alles waß ich euch vor dißmahl sagen kan undt daß ich allezeit verbleibe … [024]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 6. Juli 1673 von Elisabeth Charlotte an Katharina v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 22–24
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d09b0022.html
Änderungsstand:
Tintenfass