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Versailles den 8. Januari 1688.
… Vergangenen Montag nachts ist meinem Harling ein unglück zu
Paris begegnet, welches ich erst gestern abendts erfahren, undt hat mich im
ahnfang sehr erschreckt, habe gleich zu ihm geschickt, aber heütte erfahren, daß
er gott sey danck gantz außer gefahr ist, habe euch auch sein accident nicht
eher berichten wollen, biß ich eygendtlich erfahren, in welchem standt er ist
undt wie alles abgeloffen. Sein unglück hat sich so zugetragen: vergangenen
Montag nachts kam er auß der statt undt wolte nach hauß, denn er logirt
zu Paris bey meinem oberstallmeister; er hatt sich wegen der kälte in einen
gantz neüen mantel eingewickelt; auf einmahl fühlt er, daß man ihn von
hinten in arm nimbt undt fest helt, sicht sich umb undt sicht zwey kerls, so
ihm seinen mantel nehmen undt der 3te die hände in seinen sack stecken undt
ihm den beüttel nehmen [will]. Darauf zieht er den degen auß undt
fährt auf die 3 kerls loß; die ziehen ihre degen auch auß undt indem
Harling einen verwundt, stoßen die andern 2 zu; einer verwundt ihn ahm
arm, der ander aber stöst ihn durch den leib, hetten ihn auch follendts
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ermort, wenn nicht ungefehr eine kutzsche daher gefahren were, welche die
schelmen hat weg laufen machen. Mein leibbalbirer hat Harling verbunden
undt versichert mir gar sehr, daß kein gefahr bey ihm seye undt alles gar
glücklich abgangen; hat sehr viel bludt verlohren, welches ihn waß schwag
macht. … Harling ist so beliebt hir, daß alle menschen von dem grösten
biß auf den geringsten ihn sehr beklagen; gestern sprach man von nichts
anderst den gantzen abendt. Das ist alles waß ich vor dißmahl sagen
kan, denn ich muß in die capel zum abendtgebett, so man alle donnerstag helt
undt wo der König auch in geht, werde gott vor meinen Harling bitten. …