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Versailles den 20. Januari 1694.
… Ich bedancke mich gar sehr vor den gutten neüjahrswunsch. Das
enckelgen
[1] wirdt gar ein schön princessgen werden, [ich] fürchte aber, daß
sie ein näßgen von einer halben meillen lang wirdt haben, denn jetzt ist es
schir schon so groß, lang undt dick, wie meine naße; zu meinem vergnügen
undt glückseeligkeit habe ich nicht viel dergleichen bürscher von nöhten.
Ich kan nicht begreifen, wie I. L. die Churfürstin von Saxsen
[2], so doch
schon unterschiedliche mahle kinder gehabt hat, sich im schwangersein so hat
betriegen können; sie jammert mich drüber undt [ich] fürchte, daß dieße
avanture ihrem herrn mehr abscheü vor ihr geben wirdt, denn die metres
[3]
wirdt es woll in ridicule trehen. Waß dieße arme Churfürstin noch mehr
schmertzen muß, ist, daß sie sich ihr unglück selber auf den halß gezogen hat,
indem sie sich zum zweyten mahl geheüraht [hat] undt viel glücklicher geweßen
were, wenn sie hübsch in ruhen Margräffin von Anspach geblieben were
undt dießen Churfürsten nicht gegen seiner fraw mutter willen genohmen;
jedoch so wirdt ihre gedult vielleicht mit der zeit den Churfürsten gewinnen. …