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Brief vom 20. Januar 1694

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Anna Katharina v. Harling, geb. v. Uffeln


61.


[055]
Versailles den 20. Januari 1694.
… Ich bedancke mich gar sehr vor den gutten neüjahrswunsch. Das enckelgen[1] wirdt gar ein schön princessgen werden, [ich] fürchte aber, daß sie ein näßgen von einer halben meillen lang wirdt haben, denn jetzt ist es schir schon so groß, lang undt dick, wie meine naße; zu meinem vergnügen undt glückseeligkeit habe ich nicht viel dergleichen bürscher von nöhten. Ich kan nicht begreifen, wie I. L. die Churfürstin von Saxsen[2], so doch schon unterschiedliche mahle kinder gehabt hat, sich im schwangersein so hat betriegen können; sie jammert mich drüber undt [ich] fürchte, daß dieße avanture ihrem herrn mehr abscheü vor ihr geben wirdt, denn die metres[3] wirdt es woll in ridicule trehen. Waß dieße arme Churfürstin noch mehr schmertzen muß, ist, daß sie sich ihr unglück selber auf den halß gezogen hat, indem sie sich zum zweyten mahl geheüraht [hat] undt viel glücklicher geweßen were, wenn sie hübsch in ruhen Margräffin von Anspach geblieben were undt dießen Churfürsten nicht gegen seiner fraw mutter willen genohmen; jedoch so wirdt ihre gedult vielleicht mit der zeit den Churfürsten gewinnen. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 20. Januar 1694 von Elisabeth Charlotte an Katharina v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 55
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d09b0061.html
Änderungsstand:
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