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Brief vom 11. März 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


4.


[077]
Versailles den 11. mertz 1706.
Monsieur Harling, meint er, daß ich mir einbilde, gar sehr gestiegen zu haben? Nein, ich finde nicht, daß ein so großer unterschiedt zwischen einem Churfürsten ist undt Monsieur, denn wie einmahl ein Churfürst ohne incognito in Franckreich kam, ging er zwischen dem Dauphin undt Monsieur, der damahl war; es war, glaub ich, zu Henry 4. zeitten. Leütte von qualitet können auch mit Konigin umbgehen undt ihre freünde sein; das seindt ja des adels privilegien. Mons. Harling weiß auch woll, daß ich nicht stoltzer worden bin undt noch das alte rauschenblattenknechtgen bin, so ich geweßen, denn erinert er sich nicht, wie ich seine audientz hir entpfing undt seine handtschu vor die meine ahnthat? Ich rede allezeit gantz natürlich wie ordinarie, also hab ich die pure wahrheit gesagt, wie es mit meins Harlings beforderung abgangen ist; ich habe ihm gutten raht in seiner conduite geben, das ist wahr, aber das hertz undt courage undt der verstand, das seindt geburdtsstücke, die ich ihm nicht habe geben können, undt dadurch hat er sich befordert. Ich hoffe auch, daß es hirbey nicht bleiben wirdt, undt wofern ihm gott das leben lest, wirdt er es weyter bringen; regimenter werden hir gekauft, aber nicht die brigadiersstelle, also hoffe ich, daß ewer neveu sich so woll halten wirdt, daß ihr nichts alß vergnügen ahn ihm erleben werdet. Ich aber werde mich allezeit eine freüde machen, euch undt ihm zu versichern, daß ihr beyde eine wahre freündin ahn mir habt. [078]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 11. März 1706 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 77–78
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0004.html
Änderungsstand:
Tintenfass