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Brief vom 5. Dezember 1709

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


6.


[078]
Versaille[s] den 5. december 1709.
Ahn meine gutte freunde schreibe ich nicht durch andere hände alß die meine, es seye mir dan unmöglich zu schreiben. Ich dancke euch sehr, mons. Harling, vor die romische Keyßer, aber es ist nicht waß ich begehrt hatte: es war eine illuminirte tafel; das erste war ein käß, darauf saß eine eülle, hinten war eine umgestürtzte pumpe undt ahren[1] drum herumb; das hieß: Julius Cesar hat Pompejus überwunden undt so viel jahr regirt; Augustus war ein aff, so etwas aß; Tiberius erinere ich mich nicht mehr, Hadrianus war ein alt weib, so haderte. Dießes wirdts euch vielleicht woll wider erinern.[2] Wie die Keyßer nun außgesehen, weiß ich woll durch die medaillen. In Franckreich haben wir hir l’abbé de Courcillon[3], mons. Dangeau sein bruder, hat wie ein spiel davon gemacht, so all artig ist; wenn ihrs wollt, umb euch zu amusiren, weilen ihr nicht gehen könt, will ichs euch schicken. [079] Ich wünsche, daß mons. Harling ein gutt remedie finden möge, so ihn von dem heßlichen pottagra curiren möge, damit er seine intention fortführen undt, wenn es frieden ist, herkommen könt, welches mich sehr erfrewen solte, Mons. Harling mündtlich versichern zu können, daß ewer jetzt alt rauschenplattenknecht noch allezeit ewere wahre freündin ist.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 5. Dezember 1709 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 78–79
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0006.html
Änderungsstand:
Tintenfass