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Brief vom 27. März 1710

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


9.


[080]
Versailles den 27. mertz 1710.
… Wie solte ich nicht gern von der alten zeit reden, da wir alle jung und lustig? Waß findt man jetzt, so beßer ist? In staatssachen verstehe ich nichts… Es ist mir recht leydt geweßen, daß das carneval zu Hanover so ein trawerig endt genohmen; das unßerige hir hat nicht beßer geendet, indem mons. le Duc so gar schleünig gestorben ist.[1] Ich bin woll ewerer meinung, daß niemandts seinem todt entgehen kan, weilen unßere haar ja alle gezehlt sein, wiewiel mehr unßere stunden undt leben; aber ich bin auch persuadirt, daß unßer herrgott unß nicht vor anderer leütte sünden strafft, undt daß ein jeder vor seine eygenen fehler bezahlen muß. Wenn man nur seine divertissementen in gutter intention thut, glaube ich nicht, daß wir zu verantworten haben, waß andere übels thun. Mein gott, das philosophiren schickt sich zu keinen ellenden zeiten; aber ich wolte, daß alle die, so den frieden hindern, eine lichtputz placirt hetten wie die, so ich der Meyerschen ahnhing. Die gutte erliche jungfer Uffel hat manche sorg umb mir gehabt; ich regrettire sie noch von hertzen undt verbleibe …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 27. März 1710 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 80
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0009.html
Änderungsstand:
Tintenfass