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Brief vom 11. Juni 1711

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


11.


[081]
Marly den 11. Juni 1711.
… Es ist ein gutt zeichen, daß mons. Harling hat reißen können; die gesundtheit muß beßer sein; welches mich erfrewet. Es ist woll wahr, daß der todt diß jahr keine hohe häupter gespart hat; aber alte leütte seindt [082] zäher, halten offt lenger auß, als manche junge. Daß der Keyßer[1] keine erben überlaßen, wundert mich nicht, wenn anderst wahr ist, waß man hir sagt, nehmblich daß I. M. kein groß commers mehr mit der Keyßerin[2] gehabt haben undt sonsten sehr desbauchirt geweßen mit allerhandt leütte, auch die bürgers- undt bawernmedger auf der jagt gar nicht verschmehet hat; soll auch nicht gar gesundt davon kommen sein; undt hir sagt man, daß sein dolles leben seinen todt verursachet. Von dießem sicht man die ursachen, warumb er keine printzen mehr gehabt. Aber von König Carl[3], so so gar devot ist undt niemandts alß seine gemahlin[4] sicht, von dem kan man nichts anderst sagen alß daß unßer herr gott, so seine periode in alles setzt, auch die zeit bestimbt hat, wenn das hauß Österreich aufhoren soll. Ich glaube nicht, daß in der gantzen welt dollere verenderungen vorgangen sein, alß zu unßern zeitten undt insonderheit seyder 40 jahren, aber unßer gott, der alles regirt, weiß woll, wie er die sachen drehen will; in allem erweist er unß seine allmacht undt unßere schwachheit. Nach der Hertzogin von Zell[5] frage ich kein haar; gott erhalte nur noch lange jahre ma tante unßere liebe Churfürstin…
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 11. Juni 1711 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 81–82
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0011.html
Änderungsstand:
Tintenfass