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Brief vom 29. November 1714

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


20.


[088]
Marly den 29. november 1714.
… Wenn man es bloß wegen der religion nimpt, so ist es gewiß, daß die 3 cronen dem König Görgen[1] allein zukommen, allein wenn man es nach der ordinarie succession nimbt, hat er viele vor sich. Ich wünsche von hertzen, daß der itzige König seine regierung glücklich ahnfangen undt enden möge, aber ma tantes sohn ist mir zu lieb, umb nicht in sorgen zu sein, ihn in so bößen händen zu wißen. Gott gebe, daß alles beßer abgehen möge, alß ich es besorge, aber nichts war magnifiquer undt mit größeren freüden gehalten, alß König Jacobs crönung, undt wie ist er hernach verfolgt worden biß auf seinen unschuldigen sohn, dem man kaum erlauben will, anderwerdts ruhig zu leben! Ich weiß, daß König Jörgen verstandt hat, daß er gerecht ist, aber er ist indifferent undt fragt nicht viel darnach, geliebt zu werden undt die gemüther zu gewinnen, undt das hat er doch von nohten. Ich glaube, daß der König fro wirdt sein, wenn er sich wider in sein vatterlandt finden wirdt undt ein wenig von den großen affairen außruhen zu Pirmont undt zu der Göher.[2] Ich bin nun gottlob in gutter gesundtheit. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 29. November 1714 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 88
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0020.html
Änderungsstand:
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