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Paris den 12. december 1715.
… Ich wolte, daß ich meinem capitaine des guardes
[1] vor seinen
aydt eine gutte gesundtheit geben könte, denn seyder er mein capitaine des
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guardes ist, hat er keine gesundt stunde gehabt, immer mit flüßen undt
rhumatisme geplagt, mit großen schmertzen jedoch so hat er seine fonction bey
den ambassadeurs woll verricht, denn das ist von seinen großen fonctionen
in seiner charge, die abgesanten zur audientz zu führen; die envoyés
oder abgeornte aber führet er nicht. Vor dießem, da ich braff gehen konte,
were seine charge schwerer geweßen alß nun, denn sobaldt ich außgehe,
muß er mir auf den fuß nachfolgen… Es ist ein solch geraß in dießem
cabinet, wo zwey spiel sein, eines von ombre undt das ander von berlan
[2],
daß mir der kopf gantz thum davon ist. Man hat zeittung aus
Schottlandt, allein jede partei versichert, gar einen großen vortheil und avantage
gehabt zu haben; undt man sagt, daß der chevalier de St. George
denselben tag in Schotlandt ahnkommen, da die schlacht vorgangen. Ich
wünsche König Görgen alles guts; es würde mir doch aber leydt sein,
wenn der arme chevalier de St. George, den ich von kindtsbeinen auf
kene undt der mir allezeit viel freündtschaft bezeugt, umbs leben kommen
solte… Der König in Schweden jammert mich auch, er ist so lange jahre
unglücklich; er ist nicht mehr in Stralsund, sondern wider nach Schweden…