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Brief vom 6. Januar 1718

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


49.


[110]
Paris den 6. Januari 1718.
… Die herrn Ilten haben ihr gelt wider gewunnen, also werden die ältern nichts davon erfahren. Alles waß von teütschen edelleütten herkompt, findt man beßer erzogen, als die leütte von condition hir sein. So etwaß erbarmliches machen die abscheüliche desbauches auf alle maniren, so man zu Paris hat; sauffen auch wie bürstenbinder undt thun alle excess. Die Raugräffin schreibt mir von Franckfort, daß der abbé de Bouquoy[1] dort ist, hat wollen assambléen in ihrem hauß halten, das hat sie ihm aber in gnaden abgeschlagen. Hir hört man von nichts alß tragique avanturen: vergifften, morden undt stehlen; seyder 3 wochen ist kein tag vorbeygangen, daß man nicht eine neüe mordtthat erfunden, ich will sagen: todte corper gefunden, so man ermordt hat. Einer, so Ruelle[2] geheißen undt einen abt von condition mit seinem knecht ermordt hat[3], weilen er verliebt vons knechts fraw war, den hat man zu Bar in Lotheringen wider ertapt; sobaldt er gesehen, daß er nicht mehr entrinnen konte, hat er sein sackmeßer geraht ins hertz gestoßen, ist maußtodt geblieben; sein vatter undt mutter seindt ehrliche leütte, architecten, so woll zu beklagen sein. … Hirbey schicke ich, waß man in der academie auf des Herrn Leibnitz todt außgesprochen[4] undt geleßen, bitte, es dem herrn Eckhart zu schicken; er wirdt drauß sehen, wo[zu] seine memoiren gedint haben, so er mir durch Mons. Harling geschickt.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 6. Januar 1718 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 110
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0049.html
Änderungsstand:
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