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Brief vom 24. Februar 1718

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


51.


[111]
Paris den 24. februari 1718.
… Die printzes[1] jammert mich in grundt der seelen; den 17. dießes monts ist ihr klein neügebohren printzgen[2] ahn den gichtern undt husten zu Kensington gestorben. Die printzes soll unerhört betrübt über dießen verlust sein; in I. L. letztem schreiben [sagt sie], daß ihr herr undt sie den König 3 mahl umb verzeyung gebeten, hetten aber nichts erhalten können. Ich kan nichts in dießer sach begreifen; ich fürchte, daß der printz[3] seiner fraw mutter[4] unglück mit theilet und deßwegen nicht kan geliebt werden, undt das ist nicht zu verhelfen. Jedoch so deücht mir, daß, weilen der König dießen printzen vor seinen sohn erkläret, solte er ihn auch alß seinen sohn tractiren undt auch mit der printzes nicht so streng verfahren, die ihr leben nichts gegen den König gethan undt ihn immer geehret undt respectirt undt alß einen leiblichen vatter geliebt hat. Wie ich die sachen sehe, so glaube ich nicht, daß jemahlen etwaß guttes drauß kompt; die verbitterung ist zu groß; aber der König thet woll, ein endt ahn dießer sach zu machen, denn das macht nur hundert impertinente sachen sagen undt alte heßliche historien verneüern, die beßer weren gantz vergeßen zu sein; der printz zu Hanover[5] mögte auch woll nicht sehr geliebt werden, [112] undt wie der printz von Wallis[6] seiner mutter[7] sünden tregt, so mogte woll dießer seines herrn vatters[8] sünden tragen. Gott wolle alles zum besten richten undt ihnen allen beystehen. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 24. Februar 1718 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 111–112
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0051.html
Änderungsstand:
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