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Brief vom 3. März 1718

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


52.


[112]
Paris den 3. mertz 1718.
… Die herrn von Ilten seindt noch hir, spiellen oft, wie man sagt, bey meines sohns gemahlin. Ich weiß es nur von hören sagen, denn ich gehe mein leben zu keinem großen spiel undt spielle mein leben nicht; bin nicht reich genung dazu, undt das teütsche sprichwordt sagt: Man muß sich strecken nach seiner decken; so mache ich es auch; ich thue mir hirin keine große gewalt, denn ich liebe das landtsknecht gar nicht; etlich mahl laß ich durch meine damen undt cavalier ein ombre gar klein spiellen undt sehe zu. … Der printz undt die printzes von Wallis jammern mich von hertzen; die printzes versichert mich, daß ihr herr seinen moglichsten fleiß ahngewandt hat, umb wider in seines herrn vattern gnaden zu kommen. Es müßen sich böße leütte dazwischen [mischen], die dem König alle des printzen actionen vergifften. … Seyder dem 18. febr. habe ich das vergnügen, meine dochter undt ihren herrn[1] bey mir zu sehen; sie haben sich woll divertirt mit masqueraden, davon ich nichts zu sehen bekommen, muß alle abendt umb 10 zu bett sein; ich werde alt undt baufällig. Man muß alles nehmen, wie es gott der allmächtige verordnet hat, undt wie unßere liebe seel. Churfürstin alß pflegte zu sagen: unßer herr gott wirdt nichts neües vor unß machen; ich muß dem lauf der natur folgen. … Ich muß Mons. Harling noch eine zeittung mittheilen, so ihm nicht mißfallen wirdt, nehmblich daß sein neveu, mein capitaine des guardes nun maréchal de camp ist. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 3. März 1718 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 112
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0052.html
Änderungsstand:
Tintenfass