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Brief vom 7. April 1718

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


53.


[112]
Paris den 7. aprill 1718.
… Ich weiß nicht, worin die lust bestehet, so man auf der post hat, alle brieffe zwey undt zwey auf einmahl zu schicken; das hat man auf der post seyder ich in Franckreich bin nicht gelehrnt: mein pitschir zu respectiren, [113] contrarie Mons de Louvois[1] ließ alle meine brieffe aufmachen undt leßen, undt Mons. de Torcy[2] ist in den noblen tracen eingetreten undt hat es nicht beßer gemacht. Damahls that mans umb etwaß in meinen brieffen zu finden, so mir schaden könte, undt nun thuns seine leütte auß purer gewohnheit, denn mit meinem sohn kan man mich, ob gott will, nicht brouilliren. Es ist schon lenger als 3 wochen, daß die zwey Ilten hir weg sein; sie haben mehr verspilt, alß sie mir gesagt haben; ich habe sie doch trewlich gewahrnt gehabt. … Der junge Englander ist gehengt sowoll alß der Paleoti[3]; der junge kerl hilt sich vor ein martir undt meinte, daß es umb eine rechtmäßige sach geschehe, umb seinen König, wie er den chevalier de St. George heist, auf den thron zu helfen, sagte, er haße den Churfürsten von Hannover, ginge dießer wider nach Hannover, wolte er ihm alles guts wünschen, aber wer auch in seines rechtmäßigen Königs thron sitzen wolte, den wolte er umbbringen. Das finde ich doch nicht so gar ungereimbt noch unchristlich nach seiner opinion. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 7. April 1718 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 112–113
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0053.html
Änderungsstand:
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