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Brief vom 28. April 1718

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


54.


[113]
St. Cloud den 28. aprill 1718.
… Ich dancke sehr vor die vers,[1] welche mich so verwundert, daß ich mich schir auf den kopf gestelt; ich kan nicht begreiffen, wer dieße vers muß gemacht haben, undt noch mehr, wer so große particulariteten hat wißen können von meinem leben, denn alles waß darinen ist, ist nur zu wahr. Wie ich von dem Czaarvitz[2] habe reden hören, so soll wenig guts ahn ihm sein, soll mit allem zufrieden sein, wenn man ihn nur brandewein den gantzen tag sauffen lest. Ich glaube nicht, daß es jemahlen so doll in der weldt hergangen ist, alß nun. … Gestern wie ich von Paris gefahren, [114] habe ich ein betrübt spectacle gesehen: ein schiff voller heü hat ein kindt, das war umbringt mit andern schiffen, die leütte von den andern schiffen haben die seylle abgehauen, da ist das brennende schiff unter die brucke durchgefahren; wie es ahn die brück kommen, so man la petit pont heist, wo alle die reichsten kaufleütte alle ihre wahren haben, welche mit holtz unterstützt war, ist das feüer ahngangen undt 40 heüßer mit allen wahren verbrendt. Ich habs brennen sehen, war erbarmlich zu sehen, hat mich ahn Kloppenburg[3] erinert. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 28. April 1718 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 113–114
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0054.html
Änderungsstand:
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