Seitenbanner

Brief vom 28. Juli 1718

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


58.


[116]
St. Cloud den 28. Julli 1718.
… Nun ich weiß, daß der gutte Boncoeur die vers gemacht hat, wundert mich nicht, daß er viel von hir warheiten gewust hat. Ich bitt, Mons. Harling wolle ihm doch sehr vor mich dancken, daß er so avantageus von mir spricht. Freylich habe ich ihn oft gesehen und gesprochen; es war mir recht leydt, wie man ihn in die bastille gesetzt. Ich muß mich sehr eyllen, denn das eßen ist getragen, nur sagen, daß ich die metwürst nicht entpfangen habe; aber umb zu weißen, daß man sie hir gutt findt, so hat man mir einmahl ein gantz kistgen weg gefreßen, so unßere liebe seel. Churfürstin mir geschickt hatte. … Niemandt ist hir verwundert, daß ich diese speyßen gerne eße; ich habe hir auch den rohen schincken in mode gebracht, undt viel von unßern teütschen eßen, alß sawer- undt süßkraudt, sallat mit speck, braunen kohl, auch wiltbrett, das man hir schir gar nicht ißt, das habe ich alles à la mode [gebracht], undt pfannenkuchen mit bücking, dem gutten seel. König hatte ich diß eßen gelehrnt, er aß es hertzlich gern. Ich hab mein teütsch maul noch so auf die teütschen speißen verleckert, daß ich keinen eintzigen frantzöschen ragout leyden noch eßen kan, eße nur rindfleisch, kalbsbratten undt hammelschlägel, gebrattene hüner, selten feldthüner undt nie faßanen. Ich werde 5 oder 6 wochen ohne capitaine des gardes sein, denn Harling muß possession von seinem gouvernement[1] nehmen, dabey etliche ceremonien zu observiren sein. … [117]
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 28. Juli 1718 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 116–117
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0058.html
Änderungsstand:
Tintenfass