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Brief vom 27. August 1718

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


60.


[118]
St. Cloud den 27. aug. 1718.
… Morgen werde ich meines sohns gemahlin[1] besuchen, die in der hogsten betrübtnuß ist: mein sohn hat erfahren, daß ihr elster bruder, der [119] Duc du Maine,[2] das gantze parlement gegen ihn aufgewickelt hat; derowegen hat er ihm nicht allein des Königs aufsicht genohmen, sondern auch von seinem rang degradirt, aber seinen jüngsten bruder[3] in seinem standt befestiget, denn der hat sich trew undt woll gehalten, aber man lest ihm undt seinen kindern die gouvernementen von Guienne undt Languedoc, wie auch die chargen de grand maistre undt general des Suisses. Mons. von Harling kan leicht gedencken, welch ein geraß dieße zeittung hir macht. Mad. d’Orléans dawert mich, allein mein sohn hat nicht anderst thun können. Die duchesse du Maine[4] zicht ihrem mann das unglück über den halß; es ist woll das boßhafftigste weib, so man in der welt finden kan. Mein sohn ist zu beklagen, er thut all sein bests undt bringt sich umbs leben mit wachen undt continuirlichen arbeytten, undt sein schwager sucht ihm die regence zu nehmen; das ist doch abscheülich, die weldt wirdt gar zu böß. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 27. August 1718 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 118–119
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0060.html
Änderungsstand:
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