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Brief vom 5. Februar 1719

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


72.


[132]
Paris den sontag 5. Februari 1719.
… Das manifest von Spanien ist etwaß abscheüliches; sie contentiren sich nichts alß invectiven zu andtworten, reden von meinem sohn alß wenn er nur ein particulier undt kein fürst were. Ich sage: ist mein sohn keiner, so ist der König in Spanien auch keiner, weilen sie von einem hauß undt einander so nahe verwandt sein. Die Maintenon ist so viel älter alß mein sohn, man kan woll gedult haben biß das schwartze Keßperle[1] sie gar holt. Schlieben ist zu Vincenne im donjon; ahn des Cardinals de Poliniac amours kan man nicht mehr zweyflen, denn die brieffe zeigens; es ist ein falscher kerl. Die Cardinals darf man woll exilliren, aber nicht gefangen setzen. … Mein sohn hat der zeit nicht, verse zu leßen; er arbeydt von 7 morgendts biß 9 abendts ohne eßen noch drincken, nimbt nur eine tasse chocolat. Ich glaube, ich wolte lieber in galere sein, alß wie mein sohn arbeydten. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 5. Februar 1719 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 132
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0072.html
Änderungsstand:
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