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Paris den 14. Januari 1720.
… Der credit von Mons. Law ist so wenig gefahlen, daß er seyder
3 tagen controleur general des finances geworden ist. Die solches gegen
ihn außbreiten, daß seine banque gefallen, wünschen [es] vielleicht, denn es
soll große jalousie verursachen. Nach aller aparentz wirdt gantz Norden
nun in frieden bleiben. Nun Schweden undt Denemarck in ruhen sein,
wirdt der Czaar allein gegen alle andere Könige kriegen; das meritirt
reflection. … Man wirdt nun baldt nicht mehr sagen, daß mein sohn
der Duchesse du Maine unrecht gethan hat, denn er hat der Mad. du
Maine brieff undt eygen bekandtnuß im offendtlichen raht geleßen; er ist
also mehr zu gutt, alß zu boß, denn er hat ihnen allen verziehen, ob sie
ihn zwar auß der regence haben stoßen wollen undt den König in Spanien
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herführen undt ahn seine statt setzen. Man kan woll sagen, daß mein sohn
kein rachgiericher mensch ist, denn wenn er sich hette rechen wollen, hette er
gutte gelegenheit hirzu gehabt. Mons. Law kauft zu viel güter hir im
landt, umb zweyflen zu laßen, daß er nicht hir bleiben will. Bißher
sollen seine neüen inventionen noch woll reussiren, mehr alß viel leütte
gern wolten. Alberoni soll nun seüberlich von seinem König sprechen,
sagt, er were froh, daß er von ihm were, es were une bete brutte, von
welchem man nichts machen könne, undt daß man ihn noch regrettiren
würde bey dem fridenschluß, denn er nicht glaube, daß man mit den thieren
undt bestien, so nun in Spanien seyen, zurecht würde kommen können…
Nach der zeit lest es sich noch nicht zum frieden ahn; der König in Spanien
belagert noch eine stadt in Cathalonien…