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Brief vom 14. Januar 1720

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


96.


[155]
Paris den 14. Januari 1720.
… Der credit von Mons. Law ist so wenig gefahlen, daß er seyder 3 tagen controleur general des finances geworden ist. Die solches gegen ihn außbreiten, daß seine banque gefallen, wünschen [es] vielleicht, denn es soll große jalousie verursachen. Nach aller aparentz wirdt gantz Norden nun in frieden bleiben. Nun Schweden undt Denemarck in ruhen sein, wirdt der Czaar allein gegen alle andere Könige kriegen; das meritirt reflection. … Man wirdt nun baldt nicht mehr sagen, daß mein sohn der Duchesse du Maine unrecht gethan hat, denn er hat der Mad. du Maine brieff undt eygen bekandtnuß im offendtlichen raht geleßen; er ist also mehr zu gutt, alß zu boß, denn er hat ihnen allen verziehen, ob sie ihn zwar auß der regence haben stoßen wollen undt den König in Spanien [156] herführen undt ahn seine statt setzen. Man kan woll sagen, daß mein sohn kein rachgiericher mensch ist, denn wenn er sich hette rechen wollen, hette er gutte gelegenheit hirzu gehabt. Mons. Law kauft zu viel güter hir im landt, umb zweyflen zu laßen, daß er nicht hir bleiben will. Bißher sollen seine neüen inventionen noch woll reussiren, mehr alß viel leütte gern wolten. Alberoni soll nun seüberlich von seinem König sprechen, sagt, er were froh, daß er von ihm were, es were une bete brutte, von welchem man nichts machen könne, undt daß man ihn noch regrettiren würde bey dem fridenschluß, denn er nicht glaube, daß man mit den thieren undt bestien, so nun in Spanien seyen, zurecht würde kommen können… Nach der zeit lest es sich noch nicht zum frieden ahn; der König in Spanien belagert noch eine stadt in Cathalonien…
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. Januar 1720 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 155–156
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0096.html
Änderungsstand:
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