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St. Cloud den 11. aprill 1720.
… Mich wundert recht, daß sein vetter in den langen jahren
Franckreich nicht beßer gelernt hat, alß ich sehe, daß er es weiß. Ist es möglich,
daß sein vetter pretendiren kan, daß ich einen teütschen, den ich erzogen,
vor meinen chevalier d’honneur nehmen dörffte, wenn 8 personen von
qualitet undt von den besten nahmen in Franckreich es begehren? Hir
sicht man auf keine angen
[1] nicht, aber woll auf nationen. In meinem
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hohen alter würde ich mir noch einen boßen nahmen gemacht haben, wenn
ich seinen neveu einem vorgezogen hette, so schon mein premier escuyer
undt vom hauß von Simiane ist. Das ist eine sache, so auf exempel
bestehet: Mons. de Mortagne war mein premier escuyer undt ist chevalier
d’honneur worden, der nicht von so guttem hauß war, alß Simiane. Man
muß die Frantzoßen nicht kenen, wenn man meint, daß es ahngehen kan,
daß man ihnen frembte vorzicht. Jemandts muß auß neydt Harling dießes
in den kopf gebracht haben. Das seindt hoffpoßen: wenn man den leütten
sonst nicht schaden kan, stelt man sich ahn, alß wenn man die beste freündt
were, undt bringt ihnen schlimen raht in kopf. Ich habe ihm sein tort
selber nicht sagen wollen, habe ihm einen seiner freünde geschickt, umb ihn
begreiffen zu machen, daß man ihm einen gar schlimen raht gegeben, denn
so sachen gehen hir nicht ahn. Ich habe Harling lieb, ich habe ihn
erzogen, aber er hat sich nicht über mich zu beschwehren, undt alle welt ist
zeüge, daß ich ihn in alles woll tractirt habe, undt habe mir hirin nichts
vorzuwerfen, aber ihn über mein gantzes hauß zu setzen, das konte nicht
ahngehen, das kan mir niemandts rahten, dazu weiß ich zu woll die hießige
manieren. Ich habe seinen vetter in vertrawen wahrnen laßen; ahnstadt
meine trewe wahrnung woll aufzunehmen, hat er geprotzt wie ein kindt von
6 oder 7 jahren. Kein mensch in der welt kan vor eine ungnade halten,
wenn ich meinen capitaine des gardes meinem premier escuyer nicht
vorziehe, der vom hauß de Simiane ist undt deßen mutter schon in meinen
dinsten geweßen undt meiner freüllen hoffmeisterin war. Wenn Harling
sich hirüber beklagen solte, würde er sich braff außlachen machen. Waß
ahnlangt, chevalier du St. Esprit zu werden, hat er deßwegen nicht von
nöhten, mein chevalier d’honneur zu sein, umb den orden vom St. Esprit
zu haben, denn viel kriegsofficirer haben solchen. Wenn die promotion
werden wirdt, werde ich lengst in jener welt sein, denn mein sohn alß
regent kan keine promotion de l’ordre machen, undt ehe der König majeur
sein wirdt. Also sicht Mons. Harling ja woll, daß man seinem vettern da
sachen in den kopf gesetzt hat, so von gar weittem außsehen noch sein.
Ich kan nichts versprechen, waß nicht bey mir stehet; stünde es bey mir,
würde er es morgen haben… Man hat diß Harling in kopf gesetzt, umb
ihn gegen mir aufzuwicklen; ich kene dieße maniren woll, sie seindt von
hir im landt, aber ich hette Harling nicht so einfeltig geglaubt, in dieß
paneau
[2] zu fallen. Das wirdt schon wider zurecht kommen…
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