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Brief vom 13. Februar 1721

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


119.


[181]
Paris den 13. februari 1721.
Mons. von Harling. Dießmahl bin ich dem todt entloffen, aber noch gar nicht Hänschen frischer knecht[1], denn ich habe kaum die stärcke, meine feder zu halten, bin noch gar ellendt, habe schlechten apetit undt bin abscheülich matt; meine kräfte kommen nicht wider. Es ist aber kein wunder in meinem alter undt bey dem rauen wetter, so nun ist, denn der winter ist einmahl ahngestochen kommen, alles ligt voller schnee. Man muß gedult faßen undt sich in allem in den willen gottes des allmächtigen ergeben. … [182] Ich bin gar nahe bey dem todt geweßen, auch so daß mein dockter selber schir ahn meinem leben gezweyfelt. Were ich gestorben, hette Mons. Harling gewiß eine gutte freündin verlohren. … Ich habe meinen sohn gefragt, waß Pöllnitz[2] gethan, daß man ihn zu Bayonne arestirt hat, er sagt, er wüste eygendtlich nicht, was es seye, glaube aber, daß man ihn, alß er auß Spanien kommen, vor ein spion arestirt hette, wolle aber die sach genawer examiniren laßen. Ich meinte etwaß anderst undt daß ihn vielleicht der herr Penteritter[3] hette arestiren laßen, denn er hat ein heßlich stück zu Wien gethan, hat sich gelt vor eine compagnie geben laßen, vom gantzen hoff gelt gelehnt undt ist damit durchgangen nach Spanien. Ich fürchte, er wirdt solche stückelger so lang dreiben, biß es endtlich einmahl gar übel vor ihn ablaufen wirdt. Freüllen Pöllnitz dorten bitte ich zu grüßen. … Ich bin fro, daß meine intention reussirt undt die Reine de Navarre Mons. Harling ein wenig divertirt hat. Madlle de la Force schreibt woll; es ist doch noch beßer, sein leben so mit waß artiges zu gewinen, alß mit unslichtlichte zu verkaufen, wie der Duc de la Force thut, womit man ihn sehr außlacht, er verkauft auch öhl, kan sagen wie in Don Bertrand de Cigarral[4]: tout mauvais cas sont regniables, undt vor ein Duc et pair ist es eine schandtliche sache, so wüstereyen zu verkaufen.[5][183] Pfaffengeschmeiß bringt allezeit albern undt abgeschmackte poßen vor; ich halte es mit Hertzog Christian von Braunsweig: Gottes freündt, der pfaffen feindt; ich habe eine muntze von dießem herrn, worauf dießes stehet. In Englandt thut man woll, die schelmen von der banque zu arestiren. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. Februar 1721 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 181–183
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0119.html
Änderungsstand:
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