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Brief vom 10. Juli 1721

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


128.


[196]
St. Cloud den 10. Julli 1721.
… Ich kan mich ohnmöglich ahn die osterreichische art von reden gewöhnen; ich verstehe es so wenig alß wenns eine frembte mir unbekante [197] sprach were:[1] Mich deücht, man spricht undt schreibt nur, umb seine gedancken ahn tag zu geben, aber wie man nun in teütsch spricht undt schreibt, das verdunkelt alles, daß man nichts mehr drin begreiffen kan; ich werde mich bey unßer alten mode halten. … Ich muß wider willen schließen, denn es ist dießen abendt so eine graußame hitz, daß ich schwitze, wie unßer Hertzog von Lotteringen alß pflegt zu sagen, wie ein tantzbär. Ich weiß alle, wenn ichs sagen darf, narredeyen vom König in Denemarck,[2] das ist das frantzösche sprichwordt:
C’est dans l’histoire de la cicogne,
Que sottes gens font sotte besogne.

Ein alberner kindt, alß dießer König ist, habe ich mein leben nicht gesehen. Da schlegt es 10, ich muß nach bett. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 10. Juli 1721 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 196–197
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0128.html
Änderungsstand:
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