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St. Cloud den 21. september 1721.
Mons. von Harling. Ich habe ihn letztmahl so sehr in sorgen vor
meine gesundtheit gesehen, daß ich fürchte, daß es noch wehret, drumb
schreibe ich ihm dieße post, ob ich zwar nichts von ihm entpfangen. Wir
haben seyder waß ich verwichenen donnerstag geschrieben gar nichts neües hir.
Wir haben etliche tage das schönste wetter von der welt hir gehabt, ich habe
[es] mir woll zu nutz gemacht undt braff spatzirt; ich hatte es hoch von
nöhten, umb mir die trawerige gedancken auß dem kopf zu bringen, so mir
unßerer Großhertzogin todt verursachet. Sie hat nicht wollen zu St. Denis
in das königliche grab begraben werden, sondern in ein closter in einem
dorf, so Piquepuce
[1] heist, hat befohlen, daß man sie alß eine converse
[2]
kleiden solle undt schlegt begraben. Dieß ist gantz meine devotion nicht;
ich glaube, daß es im leben gutt ist, demütig zu sein, aber im todt undt
begräbtnuß halte ich, daß man folgen muß nach dem standt, worinen unß
unßer herrgott gesetzt hat undt dem todten corper keine masquerade noch
incognito ahnthun; aber ein jeder hat seine opinion; so lange der meine
dawern wirdt, bin undt bleibe ich allezeit, Mons. von Harling, seine wahre
freündin.