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Brief vom 21. September 1721

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


131.


[200]
St. Cloud den 21. september 1721.
Mons. von Harling. Ich habe ihn letztmahl so sehr in sorgen vor meine gesundtheit gesehen, daß ich fürchte, daß es noch wehret, drumb schreibe ich ihm dieße post, ob ich zwar nichts von ihm entpfangen. Wir haben seyder waß ich verwichenen donnerstag geschrieben gar nichts neües hir. Wir haben etliche tage das schönste wetter von der welt hir gehabt, ich habe [es] mir woll zu nutz gemacht undt braff spatzirt; ich hatte es hoch von nöhten, umb mir die trawerige gedancken auß dem kopf zu bringen, so mir unßerer Großhertzogin todt verursachet. Sie hat nicht wollen zu St. Denis in das königliche grab begraben werden, sondern in ein closter in einem dorf, so Piquepuce[1] heist, hat befohlen, daß man sie alß eine converse[2] kleiden solle undt schlegt begraben. Dieß ist gantz meine devotion nicht; ich glaube, daß es im leben gutt ist, demütig zu sein, aber im todt undt begräbtnuß halte ich, daß man folgen muß nach dem standt, worinen unß unßer herrgott gesetzt hat undt dem todten corper keine masquerade noch incognito ahnthun; aber ein jeder hat seine opinion; so lange der meine dawern wirdt, bin undt bleibe ich allezeit, Mons. von Harling, seine wahre freündin.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 21. September 1721 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 200
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0131.html
Änderungsstand:
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