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St. Cloud den 1. october 1722.
… Ob ich zwar beßer bin alß ich geweßen, so kan ich mich doch noch
nicht großer gesundtheit berühmen. … Ich bin aber gantz resolvirt, meiner
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dochter das vergnügen zu geben, mich zu Rheims zu sehen, hoffe auch, daß
die verenderung von lufft mir beßer bekommen werde, alß alle remedien.
Ich bin der lufft gewohnt, die zeit wirdt lehren, waß drauß werden wirdt;
ich übergebe mich in den willen gottes, er machs mit mir, wie’s ihm gefelt.
Ist es nicht all eins, ob ich zu St. Clou
[1], Villercotteret
[2] oder Rheims
sterbe? Ich werde biß Montag über 8 tag weg [sein] undt mich biß
Sontag, wills gott, zu der reiße prepariren undt zum heylgen abendtmahl
gehen. Es mag hernach gehen, wie gott will, mit mir, so kan ich ruhig
sterben; werde also gar getrost meine reiße ahnfangen, es setzt mich in keine
sorgen, ein altes rauschenplattenknecht, wie ich bin, lest sich nicht leicht
erschrecken. Unßere gantze reiße wirdt in 3 wochen geschehen sein; komme ich
mit leben undt gesundtheit wieder, werde ich Mons. Harling verzehlen, wie
unßere reyß abgangen. Gestern hab ich zu Paris die cron gesehen, womit
der König gecront wirdt werden; ich glaube nicht, daß man in der welt
waß prächtigers undt schöners undt magnifiquers sehen kan; der große
demant, so 3 million kost, ist fort, der große sancy
[3] mit seinen
camerahten machen la fleur de lis, oben zwischen 2 schöne tours de perles
seindt große rubinen, Schmaragten undt Topaßen, alles ist so schön
eingefast, daß es nicht zu beschreiben ist. Aber ich muß mich
ahnziehen. …
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