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A mad. Louisse, raugrävin zu Pfaltz.
St Clou den 19 Julli 1697.
Hertzliebe Louisse, vergangenen sontag abendts bin ich mitt
zwey von Ewern lieben brieffen erfrewet worden vom
18/
28 Juni
undt vom 25 st. v., habe aber ohnmöglich eher, alß heütte, drauff
andtwortten können; den weillen ich noch gar große schmertzen
ahn meinem arm habe, kan ich ohnmöglich viel brieffe auff
einmahl schreiben. Vergangenen montag war die post von Savoyen,
dinstag kamme mein herr von Marly wider undt hatte den gantzen
tag vissitten, alle envoyes kammen zu mir, mittwogen war die post
von Modene undt gestern die hannoverische, ist mir also kein tag
alß heütte zu schreiben überblieben. Umb nicht zweymahl von
einerley zu reden, will ich bey dem frischten brieff meine antwort
ahnfangen. Ich wuste woll, daß ich nicht hübsch mitt der lincken
handt schreiben konte; befliße mich also nur, es so zu machen,
daß es leßlich sein konte. Freylich were es beßer geweßen, wen
man den gutten bawern hette gewehren laßen, so were ich all
lengst courirt; nun aber werde ich vielleicht all mein leben lahm
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bleiben; den die stärcke kompt nicht wieder undt fühle
continuirliche schmertzen. Wie man mir daß erste mahl den arm so
unöhtiger weiß auffbundt, war der schmertzen so groß, daß, ob es zwar
selbigen tag gar nicht warm war, schwitzte ich doch gar starck vor
schmertzen; suma, die herren balbirer haben ihr mühtgen ahn mir
gekühlt undt ich were es noch gar lang entpfinden. Die
umbständen von meinem fall will ich Eüch gar baldt sagen; wir waren 2
stundt gewest, ohne einen wolff zu finden, gingen den schrit, einen
andern zu suchen; einer zu pferdt rent ohngefehr bey mir vorbey,
daß gibt meinen pferdt ardeur, es will folgen; ich halte es ein, es
will sich cabriren, ich laßen zügel schießen undt threhe die handt,
umb weitter zu reitten. Mein pferdt war auff einer kleinen höhe
mitt den hindern füßen auff daß naße graß, die zwey hinderfüß
glitzschen dem pferdt auß, es felt sagte auff die rechte seytte, ich
finde just einen stein, worauff mein ellenbogen mitt der schpitze
kompt, daß verengt mir den großen knochen undt setzt mir ihn
mitten im arm. Man sucht deß königs balbirer, den arm wider
einzurichten; selbigen funde man nicht, den er hatte ein huffeißen
verlohren, war weit in ein dorff geritten, sein pferdt beschlagen zu
laßen. Ein bawer sagt mir, sie hetten in seinem dorff ein balbirer,
so die ärm woll einrichte. Ich fuhr hin; in der that, dießer bawer
richtet mein arm gar woll ein undt were in 14 tagen geheyllet
geweßen, wen die hoffbalbirer ihre kunst nicht ahn mir versucht
hetten, wovon ich glaube, daß ich lahm bleiben werde. Daß eintzig,
daß mich nur noch tröst, ist, daß ich die finger genung rühren
kan, umb die feder zu halten undt zu schreiben; habe also nicht
von nöhten, mich einiger andern handt zu gebrauchen. Weillen ich
glaube, daß Ihr nun in Hollandt sein werdet, so werde ich dießen
brieff ahn mr Amirault schicken. Mich wirdt sehr verlangen, zu
vernehmen, daß Ihr glücklich in Hollandt werdet ahngekommen
sein; den daß meer ist ein ellement, von welchem ich gar nichts
halte. Seekranck sein, geht woll hin; den wen man zu landt ist,
wirdt man nur desto gesundter hernach; aber sturm außzustehen
undt nicht sicher zu sein, mitt dem leben davon zu kommen, daß
ist etwaß heßliches. Ihr undt Amelisse, liebe Louisse, werdet alß
gereiste leütte viel verzehlen können, wen Ihr wider in
Teütschlandt sein werdet. Der printz undt die princes von Denemarck
reißen sie nach Ronebridge wegen ihre gesundtheit undt umb in
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der that den sawerbrunen zu drincken oder nur vor divertissement,
wie man in Teütschlandt thut? Daß Eüch daß Teütschlandt noch
über andere länder geht, liebe Louisse, ist gar naturlich; waß man
gewohnt, gefelt einem immer beßer, alß waß frembt ist, undt daß
vatterlandt steht unß Teütschen allezeit ahm besten ahn. Amelisse
ambrassirt von meinetwegen! Hirmitt ist Ewer letztes schreiben
durchauß beantwortet, liebe Louisse! Ich komme jetzt auff daß erste
vom
18/
28 Juni. Ich sage nichts mehr über daß Ihr Eüch eingebildt,
eher von Londen zu ziehen, weillen ich schon weiß, daß es noch
nicht geschehen, alß Ihr mir den 25 st. v. geschrieben. Ich habe
schon gesagt auch, daß ich dießen brieff ahn monsr Amirault
adressiren wolle. So baldt Ihr mir von Franckfort auß werdet
geschrieben haben, wirdt meine antwort nach Hannover geschickt
werden, will aber auch mitt einem einen andern brieff ahn Eüch
schreiben undt über geraden weg nach Franckfort schicken; wir
werden alßdan [sehen], welcher von beyden brieffen ahn geschwinsten
ahnkommen wirdt, undt alßden dießen weg behalten. Von meinem
arm werde ich weitter nichts sagen; den ich habe schon volligen
nachricht davon geben. Madle de Malauze deücht mir in ihren
brieffen recht betrübt zu sein, Ewere geselschafft zu verliehren. Es
ist mir recht lieb, daß Ihr so content von einander seydt undt ich
Eüch also keine böße kundtschafft geben habe. Ich bin versichert, daß
es Eüch gantz wirdt attandrirt haben, Ewere neuveus undt niesen
zu quittiren. Meledy Straffort kene ich gar wenig, habe sie nur
zwey oder 3 mahl gesehen, habe sie aber von die, so sie kenen,
sehr estimiren hören; solle gar gotsförchtig sein. So ein man, wie
sie gehabt, were woll vor Eüch andern zu wünschen. Es ist ein
schlim zeichen vor die lander, wo man fragt, ob die, so sie
heürahten können, reich sein; den daß weist, daß man wenig
nach tugendt fragt. Ich glaube, daß Engellandt nicht der eintzige
ort ist, wo böße ehen undt wunderliche männer sein; wer die nicht
finden will, müste die welt raumen, undt wer lust zu heürahten
hette, müste mich nicht consultiren; den ich bin nie vor den
ehestandt. Ich wünsche, daß gott der allmachtige, liebe Louisse, vor
Eüch undt Amellisse möge vorsehen haben, waß zu Ewer
beyderseits volkommenen glück undt vergnügen gereichen möge; ich aber
werde jederzeit meine freündtschafft noch affection vor Eüch
behalten, wie es so woll die estime, so ich vor Eüch habe, alß auch
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daß geblüdte erfordert; könt also, so lang ich lebe, auff meine
freündtschafft bawen.